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Rebellen in Zaire nennen Termin für Gespräche

■ Die Verhandlungen mit der Regierung können ab Donnerstag in Südafrika beginnen. Die Truppen Kabilas setzen ihren Vormarsch auf Lubumbashi fort

Kinshasa (AFP) – Die zairischen Rebellen haben sich bereit erklärt, ab Donnerstag Verhandlungen mit Vertretern von Staatspräsident Mobutu Sese Seko in Südafrika aufzunehmen. Kongolo Mwenze, Justizbeauftragter der „Allianz Demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo/Ex- Zaire“ (AFDL), sagte am Sonntag abend im ostzairischen Goma, bei den Verhandlungen zwischen Rebellen und Regierung solle ein Treffen zwischen AFDL-Chef Laurent-Désiré Kabila und Mobutu vorbereitet werden.

Zuvor hatte der südafrikanische Außenamtssprecher Pieter Swanepoel in Johannesburg erklärt, die Verhandlungen sollten in Südafrika stattfinden, wobei sich die Konfliktparteien aber über das genaue Vorgehen einigen müßten. Laut Mwenze soll das Treffen zwischen Kabila und Mobutu „so bald wie möglich, am besten im April“ stattfinden.

Der an Krebs erkrankte Mobutu hatte in der vergangenen Woche die Bildung einer neun Mitglieder umfassenden Regierungsdelegation angekündigt. Die breite Zusammensetzung der Abordnung soll offenbar gewährleisten, daß Kabila sie als Vertretung aller politischen Strömungen akzeptieren kann.

Einen Waffenstillstand als Vorbedingung für Verhandlungen lehnt die Rebellenbewegung weiterhin ab. Die AFDL will nach Mwenzes Worten noch vor Juni in Kinshasa einziehen. Sie ziehe es vor, dieses Ziel auf dem Verhandlungsweg zu erreichen, es könne aber auch auf dem Weg des bewaffneten Kampfes geschehen, sagte Mwenze.

Gleichzeitig setzten die Rebellen ihren Vormarsch im Süden des Landes fort. Nach der Einnahme der Stadt Kasenga in der Kupfer- und Kobaltprovinz Shaba am vergangenen Donnerstag eroberten die Rebellen gestern die strategisch wichtige Stadt Kamina in der gleichen Region. Die Provinzhauptstadt Lumumbashi, die zweitgrößte des Landes, liegt noch rund 450 Kilometer weiter südlich. Unbestätigten Berichten zufolge sind die Rebellen mit Blick auf die Eroberung von Lubumbashi dabei, Verstärkung aus der am 15.März eingenommenen ostzairischen Stadt Kisangani in den Süden zu bringen.

Die Rebellen, die vor sechs Monaten ihre Offensive in Ostzaire begannen, kontrollieren inzwischen etwa ein Viertel des zweitgrößten afrikanischen Landes. Durch weitere Geländegewinne wollen sie die Regierung am Verhandlungstisch unter Druck setzen.

Unter Druck gerät Mobutu auch von anderer Seite. Der frühere Regierungschef Nguz A Karl- I-Bond rief seine Anhänger am Samstag dazu auf, Mobutu den Gehorsam zu verweigern und Kabila bei dessen Ankunft in Lubumbashi zu „empfangen“.

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