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Unterm Strich

Dresdens Kulturpolitik setzt auf „lean management“. Sechs städtische Theater und Orchester sollen ab April als „optimierte Regiebetriebe“ für ihr Personal- und Haushaltmanagement selbst Verantwortung übernehmen. Die Eckpunkte des Experiments legt Dezernent Jörg Stüdemann in den nächsten drei Wochen dem Stadtrat zur Entscheidung vor. Damit könne der Kulturhaushalt der Stadt in den nächsten drei Jahren durch weniger Zuschüsse und Aufwand sowie Einsparungen um mehr als 6,4 Millionen Mark entlastet werden. Den Einrichtungen werde größere wirtschaftliche Verantwortung übertragen und mehr Handlungsspielraum gegeben. Die Dresdner Musikfestspiele, die Philharmonie, das Zentrum für Zeitgenössische Musik, das Puppentheater, die Staatsoperette und das Theater Junge Generation sollen wie private kulturwirtschaftliche Unternehmen mit einem Drei-Jahres-Budget arbeiten. Alle Einrichtungen sollen ihre Eigenleistungen erhöhen.

Der Kasseler documenta-Zug ist angefahren. Die Bahn verkauft documenta-Karten an allen Schaltern und schmückt ihre Züge mit dem Logo der Kunstausstellung, Sony Deutschland zeigt sich spendabel mit Fernsehern und Videokameras. Von der S-Finanzgruppe kommt die documenta- Kreditkarte, und VW stiftet Autos für Künstler und Besucher: Die 100 Tage dauernde Kunstausstellung, die am 21. Juni in Kassel beginnt, wird auch zu einem Stelldichein der Sponsoren. documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld sieht die Avancen aus der Wirtschaft mit Vorsicht. „Die documenta finanziert sich ganz überwiegend aus öffentlichen Mitteln und eigenen Einnahmen, und dabei soll es auch bleiben“, betont er. 8,1 Millionen Mark geben Stadt, Land und Bund bisher für die Ausstellung. Wenn das Geld aus der Wirtschaft zu großzügig angetragen wird, könnte dieser Topf bei künftigen Ausstellungen kleiner werden, fürchtet der Kulturmanager. „Kunst und Wirtschaft sind zwei verschiedene Sphären“, betonte documenta-Chefin Catherine David noch vor wenigen Tagen bei einer Podiumsdiskussion in Frankfurt. „Kunst lebt von der Ausnahme, die Wirtschaft vom Regelmäßigen.“ Im Klartext heißt das: Es gibt keine Werbetafeln in den Museen und an den Ausstellungsorten des documenta-Parcours, geschweige denn Werbeaufkleber an Wänden neben Kunstwerken.

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