: Frauen-Perspektiven
Der Beschäftigungsträger GATE hat sich Integration und Weiterqualifizierung zum Ziel gesetzt – nicht nur im Berufsleben ■ Von Maja Schuster
Nieta Mata kommt aus Afghanistan und lebt seit sechs Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Deutschland. Bisher war sie Hausfrau, doch seit vier Monaten hat sie eine ABM-Vollzeitstelle und arbeitet in der „Textilwerkstatt Heimfeld“, einem Projekt des Beschäftigungsträgers der Gesellschaft für Arbeit, Technik und Entwicklung mbH (GATE).
Täglich acht Stunden näht sie hier, gemeinsam mit 15 Frauen verschiedener Nationalitäten, Kleidung, Wandbehänge oder Kuscheltiere. Das aktuelle Produkt: Bettwäsche für Allergiker. Geschneidert wird hauptsächlich für gemeinnützige Einrichtungen, für Sportvereine, Folklore- und Theatergruppen. Ab Mai wird Nieta Mata nur noch halbtags in der Werkstatt arbeiten, um in einer 18monatigen integrierten Maßnahme ihren Hauptschulabschluß zu machen. Andere Frauen kombinieren dies mit einer Ausbildung zur Bekleidungsnäherin oder holen nur den Schulabschluß nach, ohne in der Textilwerkstatt zu arbeiten.
„Wir wollen, daß die Frauen hier nicht nur nähen lernen, sondern auch im Team zu arbeiten und sich selbst zu koordinieren“, beschreibt Werkstattleiterin und gelernte Bekleidungsschneiderin Sabine Falticko das Konzept, das neben der fachlichen auch die Betreuung bei privaten Problemen mit einschließt. „Die Frauen organisieren ihre Arbeit selbst. Dadurch, daß jede alle Arbeitsschritte mehrmals macht, können sie am Schluß alles.“
Integration ins Berufsleben und Weiterqualifikation sind die Ziele von GATE, das seit 1996 als Zusammenschluß von ehemals sechs eigenständigen Beschäftigungsträgern existiert und u.a. von der Hamburger Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung, dem Arbeitsamt und der Europäischen Union finanziert wird. Etwa 300 Menschen arbeiten in den verschiedenen Projekten, betreut werden sie von SozialpädagogInnen, LehrerInnen und den jeweiligen FacharbeiterInnen.
Während in Tischlerei, Malerwerkstatt, Garten- und Landschaftsbau hauptsächlich Männer arbeiten, richten sich die Angebote von Textilwerkstatt, den „Schreibfrauen Hamburg“, dem Jugendprojekt „Bamba“oder den Servicezentren vorwiegend an Migrantinnen und Frauen aus dem Süderelberaum. „Wir wollen den sozial benachteiligten Frauen wieder eine Perspektive geben“, sagt GATE-Pressefrau Birgit Kruse. Bei „Bamba“in Harburg beispielsweise erhalten jugendliche Migrantinnen Unterstützung bei Schulproblemen, werden über Ausbildungswege und weiterführende Schulen informiert oder zum Arbeitsamt begleitet. Zwei SozialpädagogInnen und LehrerInnen helfen beim Schreiben von Bewerbungen und üben gemeinsam Vorstellungsgespräche; die Betreuung während der Ausbildung und gezielter Fachunterricht, um das Lernpensum der Berufsschulen zu schaffen, sind berufsbegleitende Angebote. „Die Mädchen und Frauen sollen das machen können, was sie wollen“, sagt die portugiesische Sozialberaterin Margarida Arnedo.
Konkrete Hilfe für die Stadtteile bieten die GATE-Servicezentren in Heimfeld und Kirchdorf. Dort werden Frauen im Bereich der Familienpflege angelernt: Die Begleitung zum Arzt, häusliche Pflege von Kranken, Kinderbetreuung oder die Hilfe beim Einkauf sind Dienstleistungen für die BewohnerInnen. Wie auch der kostenlose Schreibservice für Bewerbungen oder Lebensläufe, der von SozialhilfeempfängerInnen, RentnerInnen und Menschen mit geringem Einkommen in Anspruch genommen werden kann. Und ab nächste Woche werden die GATE-Frauen die GrundschülerInnen der Schule Grumbrechtstraße in Harburg mit einem warmen Mittagessen versorgen.
Nähere Infos: GATE, Martin-Leuschel-Ring 10a, 21073 Hamburg, 76 61 72 0
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen