piwik no script img

Endlich Metropole? Der Vierbeiner!

■ Städtetag kürt Berlin zu dem, was es so gern sein möchte. Erbauliches über die Würstchenstreuer: Besser als ihr Ruf?

Berlin will gern Metropole sein, und zwar auf allen Gebieten. Allein die Piefkes schaffen's nicht recht. In Sachen Hunde allerdings ist die Stadt wahrlich Deutschlands Spitze. Fast 95.500 der ebenso geliebten wie verhaßten Vierbeiner gibt es in der Hauptstadt – mehr als in Hamburg, wo „nur“ 35.900 Kläffer leben, dem traditionell dackelfreundlichen München (27.100) und Köln (24.000) zusammengenommen.

Jeder siebte der 4,5 Millionen Hunde in der Bundesrepublik ist in einer Großstadt zu Hause. Zu diesem Ergebnis kommt der Deutsche Städtetag, der sich in der Reihe seiner Beiträge zur Kommunalpolitik dem angeblich „besten Freund des Menschen“ widmete. Der Titel „Der Stadthund. Anzahl – Steuern – Gefährlichkeit“ enthält alles, was einen an der kalten Schnauze interessiert.

Rund 660.000 Hunde sind bei den Steuerämtern der Städte mit über 100.000 Einwohnern gemeldet. In der „Hundedichte“ liegen Kaiserslautern, Remscheid und Hamm mit jeweils 38 Hunden auf 1.000 Einwohner an der Spitze, das Schlußlicht bildet Dresden mit 15 Hunden auf 1.000 Einwohner.

Für die Großstädte sind die Tölen trotz ihrer Absonderungen wichtig. Die Kämmerer kassieren im Jahr rund 108 Millionen Mark an Hundesteuer. Am beherztesten greifen Essen und Köln mit 276 Mark pro Hund und Jahr zu. Augsburg, Regensburg und Jena sind mit 80 Mark die preiswertesten Wohnorte für Hunde. Die Berliner haben Geldquelle Hund und Herrchen erst jüngst wieder angezapft. Und die Steuer erhöht. Wenn man sich in der Großen Koalition in nichts einig war, darin schon. Die Steuer für den Ersthund erhöhte der Senat von 180 auf 240 Mark. Für zweite und weitere Kläffer sind nun 360 Mark abzudrücken (bislang 300 Mark).

Was ihre Gefährlichkeit angeht, so sind die Vierbeiner inzwischen offenbar besser als ihr Ruf. Innerhalb der fünf Jahre von 1991 bis 1995 ging die durchschnittliche Zahl der gemeldeten gefährlichen Vorfälle mit Hunden pro Stadt und Jahr von 40 auf 17 zurück, wie der Städtetag berichtet. Als Grund dafür wird angegeben, daß die Ordnungsbehörden häufiger als früher Leinen- und Maulkorbzwang für gefährliche Hunde anordneten und Verstöße mit Bußgeldern ahndeten.

An erster Stelle in der Aggressivität lägen Mischlinge und Schäferhunde, heißt es in der Studie des Deutschen Städtetages. Jedoch seien in drei Vierteln aller Fälle die HundehalterInnen aufgrund ihres individuellen Fehlverhaltens an den Zwischenfällen schuld gewesen, meinen die Autoren.

Bei 21.100 von 1991 bis 1995 registrierten Zwischenfällen wurden 8.360 Menschen verletzt, davon 4 Prozent schwer. Bei etwa 17 Prozent der Verletzten handelte es sich um Kinder bis 14 zu Jahren. AP

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen