: Nationaltheater „ein Griff in die Mottenkiste“
■ SPD-Fraktion lehnt Radunskis Vision vom Nationaltheater ab
Die SPD hat Kultursenator Peter Radunskis (CDU) Vision von einem Deutschen Nationaltheater in Berlin abgelehnt. Irana Rusta, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, bezeichnete den Plan zur Vereinigung mehrerer Bühnen in Berlin-Mitte zu einem Nationaltheater als „Griff in die Mottenkiste“. Von der Fusion wären unter anderem das Deutsche Theater, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und die Staatsoper Unter den Linden betroffen.
In der gestrigen Kulturausschußsitzung wiederholte Radunski seine Ideen zur zukünftigen Finanzierung der Hauptstadtkultur durch den Bundeshaushalt. Dem Kultursenator schweben drei alternative Modelle vor. Das erste sieht eine Aufstockung der Kulturfinanzierung des Bundes von 60 auf 150 Millionen Mark vor. Modell zwei umschreibt die Nationaltheateridee des Senators, während Modell drei eine Kulturstiftung vorsieht, die finanzielle Zuwendungen vom Bund erhalten soll. „Modell zwei und drei kommen für die SPD nicht in Frage“, erklärte Rusta. Ihr Fraktionskollege Nikolaus Sander hält das Projekt eines Deutschen Nationaltheaters für ein politisch wie kulturhistorisch falsches Signal.
Kritik an Radunskis Plänen war schon vor Wochen aus dem Kanzleramt gekommen. Anton Pfeifer, Staatsminister beim Bundeskanzler, hatte Radunskis Pläne als „absurde Idee“ bezeichnet.
Uwe Lehmann-Brauns (CDU) hält indes an dem Gedanken fest, der Bund solle in Zukunft Berliner Kultureinrichtungen übernehmen, die von nationaler Bedeutung sind. Den Namen Nationaltheater hält Lehmann-Brauns allerdings für unglücklich. „Wir haben die Nation ja schon“, sagte er im Kulturausschuß. Weitgehend einig waren sich die Fraktionen, daß die Kulturhoheit Berlins nicht in Frage gestellt werden dürfe. Bonn dürfe kein Haushaltsrecht in Berlin bekommen. Innenminister Kanther hatte kürzlich verlauten lassen, daß Berliner Projekte, die Mittel aus dem Kulturfonds des Bundes erhalten, noch nicht den qualitativen Anforderungen entsprächen. Harry Nutt
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