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Musik ist Triumph

■ Neues Regionalfenster: „Berlin House“ (1 Uhr, Viva)

Er braucht sich nicht vorzustellen, und er tut es auch nicht. Dieter Gorny, Viva-Chef und der Mann, der weiß, was Teenies wünschen, blickt zufrieden auf die im neu eröffneten Berliner Regionalbüro versammelten Journalisten. Musik ist Triumph: „Als wir angefangen haben, hätte keiner einen Pfifferling für uns gegeben. Heute haben wir den Break-even-point erreicht“, schmettert er trotzig in den Raum. Schwarze Zahlen bei Viva, ein Regionalbüro in Hannover, nun eines in Berlin: Underdog Gorny hat es allen gezeigt.

Mit deutschsprachigen VJs und 40 Prozent deutschen „Musikprodukten“, in der Hauptsache techno- und danceorientierten Clips, bewegt man sich auf der sicheren Seite des mittelmäßigen Geschmacks. Seit zwei Jahren sendet Viva 2 für die, die ihren mittelmäßigen Geschmack über die Pubertät hinaus beibehalten haben, und da Viva 3 sich wohl noch so lange gedulden muß, bis auch Rentner ins popfähige Alter kommen, werden bei Viva jetzt „die föderalen Strukturen beachtet“, so Gorny.

Seit 15. April vergangenen Jahres gibt es das Regionalbüro Hannover, eine Stadt, die nicht gerade für Innovationsschübe aus dem Bereich der Popkultur bekannt ist. Dementsprechend dümpelt auch der Trailer der lokalen „Sendehighlights“ vor sich hin. Provinziell-pathetisch wird Hannover als „Schmelztiegel der Weltmusik“ angepriesen, Heinz-Rudolf Kunze greint, und eine Moderatorin versichert von einem Disco-Barhocker aus, daß „das Nachtleben hier gar nicht so langweilig ist“. Gorny wiederum wird nicht müde zu wiederholen, daß Viva vor Ort sich vor allem auch als Talentsucher und Förderer verstehe: „Bands wie Selig oder die H-Bockx hätten ohne uns nie einen Clip produziert.“ Ob die Bands das auch so sehen? Nach dem hannoverschen Testlauf nun gewissermaßen der Ernstfall Berlin, Viva aus der „Love-Parade- und Mayday-Metropole“. Trotz dieser eindeutigen Zuordnung will die Sendung „Berlin House“, die ab heute jeweils dienstags um 1 Uhr und freitags um 22 Uhr läuft, „ein Muß für alle Anhänger von Techno und House jenseits des Mainstreams sein“ mit „in der Underground-Szene bekannten Gästen“. Ansonsten gibt es Informationen, Clips und DJ-Sets mit DJ Sabine Christ.

Viva also demnächst aus deinem Lieblingskellerclub? Nicht jeden würde das beglücken. Nur eines scheint sicher: Viva im finanziellen Plus und Gorny als Minister of Videoclip heißt: „Wir müssen uns noch weiter regional ausbreiten. Im Moment denken wir an Stuttgart, München, Leipzig oder Dresden.“ Heike Blümner

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