Knochenschweißer und Pfähledrücker

■ Wunder aus den Labors von Hochschulen und Uni: Elf Bremer Institute präsentieren ihre Erfindungen auf der Hannover Messe

Burkhard Suthoff kann gebrochene Knochen wieder zusammenschweißen. Ob der Physik-Professor der Hochschule Bremen diese Kunst aber auf der Hannover Messe zeigen darf, hängt noch vom O.K. des Patentamtes ab. Bei der weltgrößten Industrieschau ist Suthoffs Institut für optimierte Physik aber auf jeden Fall unter elf Bremer Forschungsinstituten am Gemeinschaftsstand „Technologie aus Norddeutschland“dabei: Mit einem Kasten, der abgerissene Arme und Beine bis zu 80 Stunden frischhalten kann und somit die Chance für ein erfolgreiches Wiederannähen erheblich verbessert.

Das Zusammenschweißen der Knochen funktioniert über Reibung. Nach demselben Prinzip fügen die Wissenschaftler auch Holz zusammen oder Metalle, die sich sonst nicht verbinden. Zwei Werk-stücke werden rasend schnell ins Rotieren gebracht und reiben dabei aneinander. Es entsteht Hitze und Elektrizität. Bei einem plötzlichen Stopp verbinden sich beide Stücke in Sekundenbruchteilen. Kleine Restprobleme, wie man menschliche Extremitäten vor Verbrennungen durch die Reibungswärme schützen kann, werden bald gelöst, sagt der Professor.

Neben Suthoff werden auch andere Tüftler ihre Produkte in Hannover vorstellen: Schon bewährt ist das System des Labors für experimentelle Statik, mit dem die Tragfähigkeit von Bauwerken getestet wird. Professor Klaus Steffens und seine Leute waren vier Wochen in Berlin. Dort ließen sie ihr mobiles Belastungsgerät auf einige der 4.000 Holzpfähle drücken, auf denen das Reichstagsgebäude gegründet ist. Die Frage war nun, ob die angemoderten Stämme das erneuerte Bundestags-Domizil tragen würden. Rechnerisch ließ sich das nicht nachweisen. Die Bremer drückten. Und siehe da: Die Pfähle machen es noch, der Bund spart 20 Millionen Mark Baukosten.

Weitere Wunder aus Universität, Hochschule und angegliederten Instituten sollen die Welt auf Bremer Forschergeist stoßen. So hat das Technologie-Zentrum Informatik an der Uni ein System entwickelt, mit der kleine lokale Schaltstationen Bahn-Weichen steuern können. Damit spart man teure zentrale Stellwerke und kann eingleisige Bahnstrecken erhalten. Die Autoindustrie dürfte an den Experimenten des Bremer Instituts für angewandte Strahltechnik (BIAS) Gefallen finden, das erstmals unverträgliche Stoffe wie Aluminium und Stahl mit Hilfe von Laserstrahlen verschweißt hat. So sinkt das Gewicht der Bauteile.

Weiterhin halten Software-Entwickler mit einem computergesteuerten Archiv-System für technische Zeichnungen, Dienstleister in Fertigungstechnik und Umweltmanagement sowie Industriedesigner die Bremer Fahne unter den 7.259 Ausstellern hoch. Die Messe Bremen läßt sich die Präsentation 200.000 Mark kosten. jof