Schüsse auf dem Rollfeld

Bangkok (taz) – Teng Boonma, Kambodschas reichster Geschäftsmann, hatte gestern einen schlechten Heimflug. Der Ärger begann schon beim Einsteigen. Da wagte es der „ungezogene“ Pilot, ihn wegen seiner Verspätung zu kritisieren. Als er aber nach der Ankunft auf dem Flughafen von Phnom Penh feststellen mußte, daß sein Gepäck nicht mitgekommen war, platzte ihm der Kragen.

Er riß seinem Leibwächter das Gewehr aus der Hand und rächte sich an der Boeing 737-400, mit der er gerade aus Hongkong gekommen war, mit einem Schuß in einen Reifen. „Ich hätte gerne alle Reifen durchsiebt, um es ihnen heimzuzahlen“, so Teng zu den bestürzten Zuschauern. Das Flugzeug stand auf dem Rollfeld, einige Besatzungsmitglieder waren noch darin. Teng sagte, er habe nur aufgehört zu schießen, weil er niemanden umbringen wollte.

Der Chef der Royal Air Cambodge steht jetzt vor einer sehr undankbaren Aufgabe: Er muß was gegen Teng unternehmen und hat auch schon angekündigt, sich bei der Regierung zu beschweren. Aber er weiß, daß dies völlig ohne Wirkung bleiben wird. Denn Teng Boonma, Chef der kambodschanischen Handelskammer, ist nicht nur reich, er ist auch mächtig: Seit vielen Jahren ist er eng mit Regierungschef Hun Sen befreundet. So eng, sagen Kenner in Kambodscha, daß er dessen Hotelkosten bei Auslandsreisen finanziere. Auch den Wahlkampf des Exkommunisten Hun Sen 1993 habe er bezahlt.

Erst kürzlich machte Teng sich zudem um die darniederliegende Kultur verdient: Sein gerade eröffnetes Fünf-Sterne-Hotel Inter- Continental war wichtigster Sponsor der Filmfestspiele in Phnom Penh. Seine ersten Millionen habe er mit den Geldern von Bootsflüchtlingen in den achtziger Jahren gemacht. Es wäre ein Wunder, wenn er wegen einer lächerlichen Schießerei auf dem Flughafen Ärger kriegte. Kein Richter oder Polizist könnte es wagen, ihn vor Gericht zu bringen. Jutta Lietsch