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■ Mobutu beginnt mit der Zerstörung ZairesDer Machtwechsel ist überfällig

Die Zeit drängt. Zaires Präsident Mobutu ist offenbar eher bereit, sein Land in Schutt und Asche zu legen, als freiwillig die Macht abzugeben. Er verhängt über Zaire den Ausnahmezustand, läßt den eben erst von ihm ernannten Premierminister Tshisekedi verhaften und seine Anhänger niederknüppeln. Gleichzeitig befiehlt er seiner Präsidialgarde den bewaffneten Widerstand gegen die vorrückenden Rebellen von Laurent-Désiré Kabila, während die Friedensverhandlungen in Südafrika ergebnislos abbrechen.

All dies kann die extrem gespannte Lage in Kinshasa nur weiter destabilisieren. Unaufhaltsam erreicht die Frontlinie des zairischen Bürgerkrieges die zairische Hauptstadt, deren fünf Millionen Bewohner ohnehin in der Angst vor den erwarteten Plünderfeldzügen rückkehrender geschlagener Frontsoldaten leben. Und am anderen Ufer des Kongo-Flusses, im Nachbarstaat Brazzaville, stehen schon die Soldaten aus den USA, Frankreich und Belgien bereit, die im Falle eines völligen Zusammenbruchs der Ordnung in Kinshasa einmarschieren und die Ausländer aus dem Chaos retten sollen.

Aber worauf warten die Großmächte eigentlich noch? Mobutus Tage sind gezählt. Er kann nur noch zerstören und seinem Nachfolger – ob der Kabila heißt oder nicht – verbrannte Erde hinterlassen. Soll man ihn gewähren lassen und insgeheim darauf vertrauen, daß Kabilas Rebellen ja irgendwann von selber in Kinshasa ankommen werden? Außenpolitiker aus Belgien und den USA haben bereits erklärt, daß Mobutu der Vergangenheit angehört. Sie sollten ihren Worten auch einmal Konsequenzen folgen lassen. Ihre Truppen können zwar jetzt nicht einfach Kinshasa besetzen – aber immer deutlicher wird, daß mit internationaler Beteiligung ein Rahmen für die Erarbeitung der politischen Zukunft Zaires erstellt werden muß.

Die Fiktion, es gebe in Zaire eine Regierung und eine Guerilla, wird derzeit durch die Wirren in Kinshasa selber ad absurdum geführt. Es gibt zwei konkurrierende Machtzentren, und innerhalb beider gibt es unterschiedliche und zum Teil gegeneinander agierende politische Kräfte, die alle ein Recht darauf haben, bei der Gestaltung der Zukunft ihres Landes mitzudiskutieren. Diese Diskussion muß jetzt beginnen, frei vom Zwang der Waffen. Und solange Mobutu seinem Land den Krieg erklärt, hat er darin keinen Platz. Dominic Johnson

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