: Mit Zinsen auf du und du
Neben Neuverschuldung, Defizit und Inflation entscheidet auch der langfristige Zinssatz eines Staates über den Zutritt zum Euro. Der Vertrag von Maastricht schreibt fest, daß die Zinsen nicht mehr als zwei Prozentpunkte über dem durchschnittlichen Zinssatz des Landes liegen dürfen, das als Maßstab für die Inflationsrate dient. Ein Land mit niedriger Inflation bestimmt also, ob der Zinssatz eines anderen Landes für den Euro verträglich ist oder nicht. Länder halten ihre Zinsen grundsätzlich dann niedrig, wenn ihre Inflation ebenfalls niedrig ist.
Dies war in den vergangenen Jahren zum Beispiel Deutschland. Italien hingegen hat traditionell eine hohe Inflation und hohe Zinsen. Bis Ende 1995 lag der Zinssatz in Italien laut Europäischem Währungsinstitut (EWI) bei 12,2 Prozent (Deutschland: 6,9 Prozent). Da Italien auf jeden Fall von Anfang an bei der Währungsunion dabeisein will, senkte die Regierung den Zinssatz in den vergangenen 16 Monaten kräftig. Nach den letzten Schätzungen des EWI liegt Italien nur noch knapp über dem unter anderem von Deutschland vorgegebenen Zinssatz.
Wenn jedoch das Vertrauen der Anleger in italienische Staatsanleihen schwindet, werden sie sie abstoßen. Bei einem solchen Vertrauensschwund wird die italienische Staatsbank die Zinsen wieder hochschrauben müssen, damit die Anleihen interessant bleiben. Gerüchte über eine schwache Lira wird Anleger außerdem dazu bringen, nicht mehr in die italienischen Währung zu investieren. Dadurch steigt die Inflation. Um sie zu begrenzen, wird Italien gezwungen sein, über höhere Zinsen die Lira wieder zu verteuern. ufo
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