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Betr.: "St.Pauli - Gesichter und Ansichten vom Kiez"

„DIESES JESUSSCHILD, mitten in dem Dreck! Das war was, was mich reizte.“ Gelockt von biblischer Gegensätzlichkeit, wurde Uwe H. Heilsarmist auf dem Kiez. Das kürzlich von Ute Arndt, Thomas Duffé und Bernd Gerstäcker im Hamburger Historika Photoverlag veröffentlichte Buch „St. Pauli – Gesichter und Ansichten vom Kiez“ zeigt jedoch, daß nicht nur Gottes Sohn für Zuwanderung ins international bekannte „Schmuddelviertel“ verantwortlich ist. Es gibt viele Wege hierhin. So verschieden wie die hier Porträtierten selbst. Der eine sucht das große Geld, eine andere fühlt sich nirgendwo anders wohl, ein dritter wähnt sich berufen, hier die Armut zu bekämpfen. In diesem Buch finden alle ihren Platz. Das eine oder andere Gesicht hat der Kiez-Schlenderer mit Sicherheit schon gesehen. Das Ehepaar Linau beispielsweise führte den Imbiß „Zur Heißen Ecke“, bis zum Abriß 1994 bekannt für schwer bekömmliche Pommes Frites und ebenso unappetitliche Kundschaft. Oder weiter hinten: Andrew Eldritch, der diabolische Dandy und Sisters Of Mercy-Kopf. Hier trifft der Hutmacher auf die Historikerin, die Spezialschneiderin auf den Schlachtermeister oder den Oberarzt. St. Pauli ist bunt und grau zugleich. Wer's vorher nicht wußte, der weiß es vielleicht nach der Lektüre dieses Buches. Jan-Christoph Wolter

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