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Der Magellan-Zyklus von Roberto Longo

Vielleicht war der Markt schuld: Die Erfolgsgeschichte von Robert Longo begann mit dem Kunstboom der frühen 80er Jahre und knickte gegen Ende des Jahrzehnts ebenso rasant wieder ein. Bereits auf der 7. documenta hatte man Bildreliefs von herabstürzenden Yuppies sehen können, mit denen der 1953 geborene amerikanische Maler und Bildhauer „Menschen in den Städten“ porträtierte. Die Szenerie wirkte theatralisch, als hätte R.W. Fassbinder die Leute zum Springen angeleitet. Fünf Jahre später schien sich Longo von der urbanen Tristesse Richtung Heavy Metal verabschieden zu wollen. Auf der folgenden documenta zeigte er seine Rauminstallation „All You Zombies: Truth before God“, mit einem Splatter-Samurai inmitten einer barocken Kulisse. Dann wurde es sehr still... Nachdem Longo für seinen Spielfilm „Johnny Menemonic“ Keanu Reeves als Cyberspion durch eine Future-City tapern ließ, hat er erneut das Medium gewechselt. Mit posterblattgroßen Kohlezeichnungen arbeitet er an seinem Magellan-Zyklus, ein Kommentar auf das unentwegte Flimmern der Massenmedien. Der Versuch, den alltäglichen Bilderfluß aus Kriegs-, Sport- und Elendsreportagen ein wenig stillzustellen, wirkt seltsam verschüchtert, fast konservativ und paßt doch zum Lebenswandel des noch immer ganz in Schwarz gekleideten Rockers: Jedes Still ein Zitat. Die 366 Zeichnungen sind bis zum 25. Mai in der Kunsthalle Tübingen zu sehen (17. August bis 5. Oktober, Kunsthalle Bielefeld). hf

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