Weltuntergang

■ BSE spielt: Eine ko(s)mische Farce in zwei Akten oder Die Rache der Planeten

„Weltuntergang“ heißt die neue Produktion des BruchStückeEnsembles (BSE). Im Gegensatz zu „Hexenjagd“, des letzten Projekts dieser Gruppe, ist nun die Bühnentechnik komplizierter, das Skript weitestgehend Eigenproduktion. Das Stück wurde von den SchauspielerInnen mit Denkanstößen aus bereits vorhandenen Stücken, aus Soap-operas oder wahren Begebenheiten entwickelt. Nachdem die Familienverhältnisse und Eigenschaften der Charaktere geklärt waren, mußten die Szenen in einen logischen Zusammenhang gebracht werden. Das Weltende zu spielen läßt schauspielerisch sehr viele Möglichkeiten offen, da niemand weiß, wie so etwas aussehen soll, wie sich die Menschen in solch einer Situation verhalten würden, speziell diese Menschen...

So treffen in einem alten Anwesen verschiedene Charaktere aufeinander. Eine verlorene Tochter kehrt zurück, nur um verkannt zu werden, sich aber selbst zu finden. Eine alte Lehrerin hat alles verloren, besucht ihre Schwester, die Cola im Eisschrank hat. Der Elektriker verschafft sich selber Arbeit. Der Hausherr denkt an den Tee für die Täubchen und baut einen Bunker. Die Pokerrunde ist nicht zu Ende, ehe der „Polacke“ sein Auto zurückgewonnen hat. Das Kindermädchen singt anrüchige Lieder, und das Kind will nicht baden. Ein Mann ist verärgert über das Bonbongeschäft, seine Frau eine einzige Enttäuschung.

Die Zimmermädchen werfen mit Lappen und Blumen, tanzen einen Schrubberrock. Der Hausdrachen will die weiße Jacke anziehen, bekommt eine grüne. Ein Anwalt schleppt zwei Grazien an, ißt Erdbeeren mit seiner Frau. Ein Geschäftspartner ist Subunternehmer und findet das Büro nicht jeden Tag wieder.

Durch Zufälle treffen sich Unbekannte, neue Beziehungen entstehen, alte zerbrechen. Die versalzene Suppe oder eine Wette um die Männer ist wichtiger als der bevorstehende Untergang. Das zeigt das Verhalten der Bewohner dieses Hauses, und während sie sich noch um einen verlegten Brief oder Whiskey streiten, schauen die Planeten auf die Erde und reiben sich die Hände, der Komet Konrad hat Angst vor dem Aufprall.

Um diese Irrungen und Wirrungen darstellen zu können, ist die Bühne in drei Unterbühnen aufgeteilt. Bemerkenswert an dieser Produktion ist auch die musikalische Untermalung. So wurden eigens für das Stück verschiedene Songs komponiert. Für die musikalische Leitung war Ulrike Stilijanow, Musikstudentin, mit Hilfe von Daniel Pichert von der Band Solid Groove und Dirk Stoppe von den Phlegmatics verantwortlich.

Inszeniert wurde das Stück von Constanze Baum. Alles in allem ist „Weltuntergang“ eine hervorragende Charakterstudie und Sozialkritik, die neben einer angenehmen Unterhaltung auch einiges zu denken gibt. Antje Vieweger

Noch 17. bis 19.4., 19 Uhr,

Requisitenhaus des Atriums

(Senftenberger Ring 97),

Voranmeldung: 3429741