■ Kommentar: Aussterbende Spezies sucht Nachwuchs
Es soll vorkommen, daß sich Tiere selbstmörderisch in die Fluten stürzen, um so ihre Anzahl zu dezimieren. Daß Stämme jedoch wegen unterlassener Vermehrung aussterben, erscheint Mensch sehr widersinnig, wo sie und er sich in unserer Welt so ungehemmt fortzupflanzen wissen. Doch andere Menschen, andere Sitten!
So darf wohl die Entwicklung der PDS eingeschätzt werden, wenn den Worten des Bundesgeschäftsführers bei einer Pressekonferenz in Berlin Glauben zu schenken ist. Dieser erläuterte dort eine von der PDS selbstverfaßte Dokumentation „Studien zur inneren Verfaßtheit der PDS“. Das Ergebnis ist fatal: Herz und Niere wollen bei den meisten Mitgliedern nicht mehr so, wie sie es wollen – es läuft halt nicht mehr alles nach Plan...
64 Prozent der Mitglieder und Funktionäre sind über sechzig Jahre alt, stellt jedenfalls die Studie fest. Dem steht entgegen, daß die große Mehrheit der PDS-Wähler zwischen 23 und 28 Jahren alt ist.
Wir müssen folglich zu unserer Schande eingestehen, bei der letzten Wahl ein Kreuz fürs Altersheim gemacht zu haben. Doch das wiederum entspricht ganz dem Credo dieses Fossils: Solidarität. Ein Herz für Dinosaurier und eine Krokodilsträne im Knopfloch sollten uns aber nicht darüber hinwegtäuschen: Das Leben ist viel zu kurz, um weiteren Irrtümern nachzugehen... Rouven Obst
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