piwik no script img

Kirchenmusik von unten

■ Offene Tür und Benefizkonzert in Wärmestube „Arche“

Wieder ist ein Tag verbraucht. 22 Uhr, die ersten Leute pennen schon, es riecht nach Männerschweiß, irgendein Ukrainer hält seit einer halben Stunde das Bad besetzt, und draußen jault ein Hund. „Was willste machen“, meint Schäbitz, der Betreuer. „An der Tür steht ,Arche‘ dran, also kommt hier jeder rein. Schließlich gibt es Traditionen ...“

Merkwürdig, eigentlich müßte es ein Skandal sein: Dichtgedrängt, in zwei kleinen Räumen, versuchen 18 Obdachlose der Nacht ein paar Stunden Schlaf abzuringen. Die Unbedachten kommen gerne hierher in die Treptower Bekenntniskirche. Sicher, das Angebot ist weniger als unterschwellig. Weder Beratung noch sozialpsychologische Begleitung werden geboten, dafür Ruhe und ein verdammt gutes Essen.

Die schlechteste Wärmestube Deutschlands wollte „Arche“ werden, so der scherzhaft formulierte Anspruch der Studenten, die vor sechs Jahren das Projekt initiiert haben. Inzwischen ist die „Arche“ ständig überfüllt und das beste Nachtcafé in der Hauptstadt überhaupt. Und genau darin liegt das Problem: Die „Arche“ ist momentan das einzige dieser Art, denn sämtliche Teestuben und Notübernachtungen haben zum 1. April geschlossen. Lediglich in Treptow läuft alles wie gehabt.

Damit das alles so bleibt, gibt es heute einen Tag der offenen Tür und ein Benefizkonzert mit Bettina Wegner. Los geht's um 20 Uhr, Bekenntniskirche, Plesser Straße 3, S-Bahnhof Treptower Park. kk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen