Die „Bremen“den Bremern

■ 1928 gelang der „Bremen“der erste Transatlantik-Flug, jetzt kehrte der Veteran zurück

Mit leuchtenden Augen stand Heinz-Jürgen Duwe gestern am Bremer Flughafen. Der Lufthansa-Techniker hat zwar schon viele Flugzeuge in seinem Leben gesehen, doch was gestern gegen 11.35 Uhr auf dem Bremer Flughafen landete, war mehr als nur eine Trans-All-Maschine der Bundesluftwaffe. In seinem Laderaum transportierte der Flugzeugriese ein Stück Bremer Luftfahrtgeschichte: Die Junkers W 33 „Bremen“, das erste Flugzeug, mit dem im April 1928 ein Transatlantik-Flug von Ost nach West gelang. Charles Lindbergh überquerte den Atlantik ein Jahr zuvor in entgegengesetzter Richtung.

Gestern ist die Bremen nach 69 Jahren in die Stadt zurückgekehrt, der sie ihren Namen verdankt. 36 Stunden brauchten die drei Flugpioniere, der Pilot Hermann Köhl, der irische Oberst James C. Fitzmaurice und der Königsberger Offizierssohn Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld damals für ihren Flug vom irischen Baldonnel bis nach Greenly Island auf Neufundland. Die Crew, die die „Bremen“gestern nach Bremen zurückfolg war fast doppelt so schnell. Schon nach 18 Flugstunden landeten sie mit der „Bremen“in Bremen. Vorausgegangen waren allerdings jahrelange, zähe Verhandlungen mit dem Henry-Ford-Museum in Dearborn bei Detroit, dem das Flugzeug gehört. Bis 2003 bekommt Bremen das Flugzeug geliehen.

1995 gründete der Bremer Juwelier Volker Schmidt den Verein „Wir holen die Bremen nach Bremen“. „Tag und Nacht“arbeitete der Flugzeugfanatiker dafür. Gestern war er am Ziel seiner Wünsche. 40.000 Mark hat ihn die Verwirklichung seines Traumes gekostet. Finanziert hat er es durch Spenden und durch Zuschüssen des Landes. Schmidt will die Rückkehr als „einen symbolischen Akt der Völkerverständigung“verstanden wissen. Ähnlich wie 1928 der Flug der „Bremen“zwei Kontinent miteinander verbunden hat, soll der Austausch Bremen-Dearborn die Intention des Vereins zum Ausdruck bringen. „Wir wollen den ersten Atlantikflug wieder in das Bewußtsein der Bremer rufen und so den Pioniergeist der drei Piloten Hünefeld, Köhn und Fitzmaurice würdigen,“sagt Schmidt.

Das Flugzeug, das eine Spannweite von 18,35 Metern hat und dessen Tragflächen 10,9 Meter messen, wird jetzt auf der Werft der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule von 15 ehemaligen Flugzeugbauern – denen das Wellblechmaterial der Junkers noch vertraut ist – überholt und zusammengebaut. Dafür sind etwa 8.000 bis 12.000 Arbeitsstunden einkalkuliert. Nach diesem sogenannten „Face-Lifting“wird die Maschine auf dem Dach der Ankunftshalle des Bremer Flughafens in einer klimatisierten Glashalle ausgestellt.

Zum 70. und 75. Jahrestag des Ost-West-Fluges 1998 und 2003 sind zahlreiche Festveranstaltungen geplant. Die BremerInnen können den Rumpf des Flugzeuges unter anderem auf dem Rathausplatz bestaunen.

„Es ist ein deutsches Flugzeug mit Geschichte: Wenn man einmal in seinem Cockpit gesessen hat, spürt man, daß es kein toter Gegenstand, sondern mit Leben erfüllt ist“, sagt Heinz-Jürgen Duwe. Der Lufthansa-Techniker hat dem Verein mit Rat und Tat zur Seite gestanden, als es um die technischen Details des Transportes ging. Auch Flugzeugnarr Niels Rodewald bekam gestern feuchte Augen. Er hat miterlebt, wie Hünefeld, Köhl und Fitzmaurice am Tag ihrer Rückkehr in Bremen gefeiert wurden. „Damals steckte die Luftfahrt noch in den Kinderschuhen, Flugzeuge waren eine Sensation. Die Rückkehr der Bremen weckt in mir viele schöne Erinnerungen“, erzählt Rodewald. Kluu