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Keine Angst vor Blitzern

■ Consultingfirma Mummert & Partner bescheinigt der Polizei, unwirtschaftlich und unflexibel zu arbeiten. Ganz oben auf der Mängelliste steht die Reiterstaffel

Die Hamburger Consultingfirma Mummert & Partner (M & P), die die Polizei seit 1995 auf ihre Wirtschaftlichkeit durchforstet, hat ein vernichtendes Urteil gefällt. Die 30.000 Mitarbeiter zählende Berliner Polizeibehörde arbeite vollkommen uneffektiv. Der Zwischenbericht der Firma, der gestern im Innenausschuß vorgestellt wurde, stieß bei allen Parteien auf Zustimmung. Der innenpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Wolfgang Wieland, sprach von einer „schonungslosen Bestandsaufnahme“.

Ganz oben auf der Mängelliste von M & P steht die Reiterstaffel. Die 97 Beamten säßen nur drei Stunden auf dem Pferd, der Rest der Dienstzeit vergehe mit Transport und Tierpflege. Einspareffekt: 8,5 Millionen Mark. Die Staffel hat bis zum nächsten Jahr Gnadenfrist, um eine neue Konzeption auszuarbeiten. Auch die 169 Diensthundeführer verbrächten 26 Prozent ihrer Arbeitszeit als Fahrzeit. Die Wasserpolizei könne ihre fünf Standorte auf drei reduzieren und 5 der 26 Boote verkaufen.

Die Aufgaben der zentralen Verkehrsdienste sollten verstärkt von den Direktionen wahrgenommen werden. Aufgrund der langen Anfahrtswege würden die Geschwindigkeitsmeßgeräte (Blitzer) derzeit nur zu 11 Prozent genutzt. Der 2.100 Wachpolizisten zählende Objektschutz solle um 254 Stellen gekürzt werden. Durch die Privatisierung der Pförtnerdienste bei der Polizei und mehr Einsatz von Videoüberwachung könnten rund 17 Millionen Mark eingespart werden. Die Kontaktbereichsbeamten (Kobs) müssen laut M & P zu anderen Zeiten arbeiten. Im Moment endet ihr Dienst immer genau dann, wenn der Bürger, den sie ansprechen sollen, nach Hause kommt.

Mit ihrem Plädoyer für die Einführung eines neuen polizeilichen Informations- und Kommunikationssystems (Poliks) rannten M & P gestern bei Polizeiführung und Innensenator offene Türen ein. Für das seit 20 Jahren genutzte Informationssystem Verbrechensbekämpfung (ISVB) gebe es demnächst keine Ersatzteile mehr, hieß es. Die wichtigste Entscheidung für die Polizeistrukturreform ist bereits gefallen. Die Schutzpolizei soll verstärkt Arbeiten der Kriminalpolizei übernehmen, damit sich diese auf schwere Kriminaliät konzentrieren kann. Gegen die damit verbundene Abschaffung des Zwölfstundendienstes sträuben sich die Berufsgruppen jedoch noch. Laut Polizeipräsident Hagen Saberschinsky soll das Modell Ende des Jahres in der Direktion 5 erprobt werden – unter Beistand von M & P, die für ihre Vorschläge und Unterstützung bei der Umsetzung 7 Millionen Mark kassieren. Plutonia Plarre

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