■ Vorschlag: Hardcore-Blaupause - Henry Rollins in Huxley's Neuer Welt
Gibt es was Neues bei unserem Freund Henry? Eine neue Platte namens „Come In And Burn“, das schon. Eine Lesung hier und dort und ein Stapel Spoken-Words-CDs. Eine kleine Nebenrolle in David Lynchs „Lost Highway“, viele Produzentenjobs und eine neue Tätowierung, ein paar neue Bücher in seinem Verlag... Also eigentlich nichts Neues, Henry Rollins bleibt ein unermüdlicher Arbeiter. Einer, der im letzten Jahr nur vier Nächte in seinem eigenen Haus verbracht hat. Ein Paar Shorts, ein T-Shirt zum Wechseln und innen drin Rollins, immer dabei, die Botschaft zu verbreiten.
Und da fängt es an, knifflig zu werden. Was für eine Botschaft?
Auch auf „Come In And Burn“ bietet Rollins dem Hörer eigentlich nur die ehrliche Rockschaffe, die bei ihm Hardcore heißt – und auf der Bühne sowieso. So schweißtreibend wie sein Leben kommt auch seine sperrige Musik daher. Und auch wenn er sogar schon einen Grammy gewonnen hat für seine Spoken-Word-CD „Get in the Van: On the road with Black Flag“, auch wenn die Person Rollins, dieses muskelbepackte, tattooverzierte Gesamtkunstwerk, sogar so etwas wie Glamour ausstrahlt, seinem bellenden Gesang und den schwermetallenen Klängen seiner Band geht das völlig ab. Selbst eine kleine Ballade wie „During A City“ hat in ihren ruhigen Teilen eine polternde Bedrohlichkeit, die vom Musikwerktätigen möglicherweise nicht so gewollt war, aber gerade deshalb durch Mark und Bein geht. Das Leben ist Arbeit, Arbeit... Folglich wäre es das Letzte, wenn der Soundtrack dazu noch Spaß machen würde. Die musikalische Entwicklung mag die schon seit zehn Jahren existierende Rollins Band überholt haben, Henry Rollins höchstselbst aber bleibt weiterhin die letzthin gültige Hardcore-Blaupause. Schließlich hat er sie selbst gezeichnet und dann mit jeder einzelnen ihm zur Verfügung stehenden Muskelfaser perfekt ausgefüllt. Thomas Winkler
23.4., 21 Uhr, Huxley's Neue Welt, Hasenheide 108–114, Neukölln
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