: Abschiedsheiserkeit und Achselzucken
■ Die Stimmung der Videobibliothek in den Zeisehallen vor der Schließung
Die Zeisehallen in Ottensen kränkeln schon lange dahin. Jetzt wird auch noch eine der wichtigsten dortigen Einrichtungen – die Videobibliothek – geschlossen.
Einst in strotzender Gesundheit als europäisches Medien- und Filmzentrum eröffnet, führten der Wegzug renommierter Medieninstitute, Mieterhöhungen, Immobilienquerelen sowie die gegenwärtige Auflösung des Hamburger Filmbüros zu einer recht angeschlagenen Gesundheit der Zeisehallen. Die Schließung der Videobibliothek gibt dem Patienten Zeisehallen noch einen Hieb in die Wunde.
„1993 wurde die Videobibliothek ganz bewußt in den Zeisehallen eröffnet, um eine Nähe zu den hier ansässigen Filminstituten zu gewährleisten,“erklärt der Leiter der Videobibliothek Peter Bossen. Mit der geplanten Verlegung in die Bücherhalle Große Bleichen ginge voraussichtlich das wichtige Fachpublikum und Ottenser Stammpublikum (90.000 Besucher mit 140.000 Ausleihen pro Jahr) verloren. In der Zentralbibliothek werden keine neuen Räume für die Unterbringung aller übernommenen Mitarbeiter und den Bestand von 5000 Filmen und 4000 Fachbüchern angemietet: „Wir werden da irgendwo hineingequetscht“, so Peter Bossen.
Einsparung ist das Motiv der Verlegung: 120 000 Mark Jahresmiete sollen so gespart werden. Die Umbaumaßnahmen werden allerdings rund 750 000 Mark betragen. Die Leiterin der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, Hella Schwemer-Martienßen, stellt die Situation anders dar: Die jährlich einzusparende Jahresmiete betrage 160 000 Mark; den Umbaubetrag konnte sie nicht bestätigen. Aufgrund der noch laufenden Gespräche mit den verschiedenen Mietparteien sah sie von einer Stellungnahme zum Umzug der Videobibliothek ab.
Zum Stammpublikum der Videobibliothek gehört der Ottenser Rogelio Lizarraga. Der gebürtige Argentinier, der lange Zeit in Italien lebte, leiht sich italienische und spanische Originale aus. „Ich werde die Videothek in den Großen Bleichen nicht nutzen, es ist mir zu aufwendig jedes Mal in die Innenstadt zu fahren.“Der Verein „Kurzfilm Agentur Hamburg“zählt zum Fachpublikum. „Wir leihen uns dort regelmäßig Fachzeitschriften, Bücher und Filme für unsere Arbeit aus,“erklärt Kai Reichel, der Organisator des jährlichen Kurzfilmfestivals in Hamburg.
Doch auch Unterschriftenlisten, die die hohe Akzeptanz des Standortes der Videobibliothek unterstreichen, haben am Schließungsplan bisher nichts geändert. Und der Patient Zeisehallen wird weiter kränkeln. Uschi Behrendt
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