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Per Aufnahmeprüfung zur Elite

■ Eltern in Hamburg plädieren für die "Rückkehr zur höheren Lehranstalt" Von Karin Flothmann

Gymnasien in Hamburgs Norden haben es schwer. „Foorthkamp und Heidberg sind die einzigen Sonderschulen, an denen du ein Abi kriegst“, lästerte die Schülerschaft Schleswig-Holsteins noch in den 80er Jahren genüßlich. Denn Schüler aus dem benachbarten Norderstedt nutzten die Gymnasien im Stadtteil Langenhorn, um billig an die Hochschulreife zu kommen: Wer in Schleswig-Holstein an den strengeren Richtlinien scheiterte, schaffte es in Hamburg, wenn er ein leidlicher Fußballer war – denn hier konnte Sport zum Leistungskurs erkoren werden.

Möglicherweise war es das billige Image, das Langenhorns Eltern und Lehrer nun aufrüttelte; gemeinsam luden sie am Dienstag abend zur Diskussion ins Gymnasium Heidberg. „Die Zukunft des Gymnasiums in Hamburg“stand auf dem Programm, und die sieht nach Ansicht vieler Eltern düster aus. Denn mit Hilfe der Bildungsreform ist gelungen, wovon man in den 60er Jahren kaum zu träumen wagte: Rund 40 Prozent aller Hamburger SchülerInnen besuchen inzwischen eine Schule, auf der sie die Hochschulreife erlangen können, 35 Prozent eines Jahrgangs schaffen alljährlich das Abitur.

„Anschließend werden die Universitäten überschwemmt von Leuten, die in anderen Berufen sicher glücklicher geworden wären“, analysierte Rainer Mehring von der Jungen Union diese Entwicklung. Die Bildungsreform der 68er ist seiner Meinung „weit über ihr Ziel hinausgeschossen“.

Qualität muß her, da waren sich schlagartig alle einig. Denn es könne doch nicht angehen, daß Gymnasien zum Auffangbecken für alle werden, „zur gemeinen Volksschule“, wie Norbert Bostelmann vom Hamburger Elternbund düster prophezeite. Elite also statt Beliebigkeit: Eine Mutter aus dem Publikum plädierte engagiert für die „Rückkehr zur höheren Lehranstalt“und konnte sogar der Wiedereinführung von Aufnahmeprüfungen etwas abgewinnen. „Die hat mir ja auch nicht geschadet.“

Andere Eltern sprachen sich für die Variante des bayerischen Zentralabiturs aus, also für gleiche Prüfungsfragen an allen Hamburger Schulen. Rainer Schmitz, in der Schulbehörde zuständig für Gymnasien, hatte da keinen leichten Stand. Einer Rückkehr zur Aufnahmeprüfung erteilte er eine klare Absage. Damit das Niveau auch beim Hamburger Abi gewahrt bleibe, setze die Hansestadt immerhin als erstes Bundesland die Beschlüsse der Kultusminister um, die vorschreiben, daß Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache bis zur 13. Klasse Pflichtfächer bleiben müssen. Das Zentralabitur sei zwar „keine Wunderwaffe“, vielleicht aber „eine Notlösung, um das Auseinanderdriften von schulischen Standards in den unterschiedlichen Stadtteilen zu stoppen“.

Studierfähigkeit, Allgemeinwissen, Teamfähigkeit, all das sollen die Oberschulen vermitteln. Und zugleich, so wünscht es sich zumindest jeder Unternehmer, sollten sie ihre Schüler auf das Berufsleben vorbereiten. Manch gymnasialer Lehrer wollte da noch ein Quentchen humanistische Bildung retten: Es ginge doch nicht nur um den „verwertbaren Schüler und reine Nützlichkeitsaspekte“, sondern um den Menschen an sich, erklärte etwa Peter Braasch vom Lehrerverband Hamburg. Ein Schüler vom Technischen Gymnasium strafte ihn prompt Lügen: Stolz erklärte der Jüngling, daß an seiner Schule nur 50 Prozent aller Schüler das Abi schaffen würden, „und das ist gut so. Wir setzen auf Qualität!“

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