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Streikposten an den Schultüren

■ Bremenweiter LehrerInnenstreiktag am 30. April geplant / GEW will Schulleitungen beraten möglichen Berichtsboykott beraten

Die Pinsel- und Renovier-Protestaktionen gegen die geplante Arbeitszeiterhöhung für LehrerInnen waren erst das Vorspiel: Die „Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft“will jetzt nämlich richtig streiken – und das bremenweit: Am 30. April ist ein eintägiger Streik geplant, obwohl die GEW darüber bisher schweigt. Streikposten sollen dann zum Beispiel in der Schule am Rübekamp den Schulbetrieb blockieren, berichtet Schulleiter Ottomar Bazak. „Schwierige Situationen“, sieht die GEW jetzt auf die SchulleiterInnen zukommen und lädt sie deshalb zu einem Infogespräch ein. Fehlmeldungen oder gar völlige Berichtsverweigerung über ausfallenden Unterricht könnten mögliche Folgen sein, heißt es – und die betroffene Schulbehörde schäumt bereits.

Denn die hat den SchulleiterInnen bereits jetzt eine Frist aufs Auge gedrückt: Bis Ende der Woche sollen sie vorlegen, wieviel Unterricht bei welchen LehrerInnen bisher ausgefallen ist: Seit März haben immerhin rund 300 LehrerInnen in acht Schulen gegen die längere Arbeitszeit protestiert – die Renovierungsaktionen der letzten Tage eingeschlossen. Wer den Unterricht boykottiert hatte, muß laut Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) mit weniger Gehalt rechnen.

„Wir gehen davon aus, daß die Leiter ihre Pflicht tun und uns Unterrichtsausfälle melden“, sagt Ressort-Sprecherin Erika Huxhold, „und wenn die GEW das unterlaufen will, nehmen wir das zur Kenntnis.“Dabei ist der Standpunkt der Behörde eigentlich laut Huxhold klar: „Wenn sie schon streiken, sollten sie sich auch dazu bekennen.“

Das sieht überraschenderweise auch Schulleiter Rolf Berger von der Gesamtschule Hermannsburg so. „Bei uns gibt es nichts zu vertuschen“, sagt er gelassen. Bei den ersten Protestaktionen der GEW im März hatten die LehrerInnen eine Stunde gewarnstreikt. „Wir haben das schon gemeldet, und so war es mit den Kollegen auch besprochen“, sagt Berger. Auch Schulleiter Norbert Rüppel von der Protest-Schule am Leibnizplatz hat „damit kein Problem“. „Die LehrerInnen streiken ja nicht geheim. Sonst bringt das doch gar nichts“, sagt er.

Wie man zivilen Ungehorsam dagegen ganz ohne Gehaltsverzicht üben kann, versucht jetzt das Schulzentrum Walle zu beweisen: „Moment mal, wir haben doch gar nicht gestreikt“, sagt Schulleiter August Hillebrand. Am Dienstag dieser Woche hatten LehrerInnen dort den ganzen Tag lang renoviert, statt an der Tafel zu stehen. Meldungen an die Behörde? „Dazu besteht doch gar keine Veranlassung. Das waren doch bloß andere Aktivitäten und kein Unterrichtsausfall“, sagt er gelassen. Auch das Schulzentrum an der Schaumburger Straße bot gestern Unterricht an, allerdings „unvorbereiteten“.

Mit derlei Streitfällen wird sich also jetzt die Schulbehörde herumplagen. doch Kahrs-Sprecherin Erika Huxhold hält sich mit Äußerungen zurück. Zu knallharten Berichtsbrechern will sie erst recht nichts sagen.

In der Gesamtschule Mitte sitzt zum Beispiel eine kommissarische Schulleiterin, die „noch gar nichts entschieden hat“. Das Thema sei „hochsensibel“und soll auch für den geplanten Streiktag am 30. April „geschlossen im Kollegium beraten werden“. Ihr Kollege Ottomar Bazak von der Schule am Rübekamp, die am 30. April alle Schultüren blockieren will, wird seiner Berichtspflicht dagegen wohl „Folge leisten“. kat

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