Jobs für übermorgen: Die Manager der Spiele
■ Ohne VeranstaltungsmeisterInnen läuft bei Massenevents und auf Bühnen nichts
Juchhu, juchhe – wir sind alle arbeitslos! Auf in die Freizeitgesellschaft: Party on. Weniger Brot, mehr Spiele! Laßt die Konzerte größer werden und die Opern länger. Moment – ob Theater, Tanz oder Tuntenball, jedes Massenamüsement schafft wieder Arbeit. Sicher, nur für wenige. Aber die haben mächtig zu tun. Wem Malochen Spaß macht, während andere feiern, dem eröffnen sich hier neue Jobchancen.
Zum Beispiel Veranstaltungsmeister. Diese Menschen halten hinter der Bühne die Fäden in der Hand. Sie achten auf alle Sicherheitsvorschriften, kalkulieren die Kosten für Bühnenaufbau und Beleuchtung, überwachen den gesamten Ablauf des Abends. Veranstaltungsmeister arbeiten meist in Theatern. Aber auch bei Großveranstaltungen, bei Radrennen und Raves etwa.
Der „Veranstaltungsmeister/ die Veranstaltungsmeisterin“ ist ein neuer Fortbildungsabschluß, der im März vom Bundesbildungsministerium mit einer einheitlichen Prüfungsverordnung offiziell abgesegnet wurde. Aber in Berlin gibt es diese Meisterprüfung schon seit drei Jahren. Ab Januar 1994 regelte eine Kammerrechtsvorschrift die Fortbildung. 63 VeranstaltungsmeisterInnen gibt es inzwischen in Deutschland. „Nach der Wende sind Verantwortliche mehrerer Bühnen an uns herangetreten. Sie wünschten sich die Einführung des Veranstaltungsmeisters“, sagt Peter Kierzek, Referent für Berufsbildung bei der Industrie- und Handelskammer Berlin. In der DDR habe es den Bühnenmeister gegeben, der mit der Vereinigung abgeschafft worden sei. Kierzek: „In der Bundesrepublik arbeiteten hinter den Kulissen ja vor allem Selfmade-Männer.“ Doch die Theater wollen gut ausgebildete Fachkräfte.
Die Fortbildung kann neben der Arbeit im Theater gemacht werden. Große Teile des praktischen Teils liegen in der Sommerpause der Bühnen. Man kann zwischen drei Fachrichtungen wählen: „Beleuchtung“, „Halle“ und „Bühne/Studio“. Zugelassen sind Leute mit abgeschlossener Berufsausbildung und dreijähriger Praxis in einem Beruf, der zur Fortbildung paßt. Anlagenelektroniker zum Beispiel. Wer acht Jahre Erfahrung in einem beliebigen Ausbildungsberuf hat, kann ebenfalls teilnehmen. Im fachrichtungsübergreifenden Teil des Lehrgangs lernen die Teilnehmer Umgang mit Menschen, Rechtsvorschriften, „kostenbewußtes Handeln“. Der fachrichtungsspezifische Teil dreht sich um Praktisches wie Bühnenaufbau oder richtige Beleuchtung.
Michael Firla ist Meister für Veranstaltungstechnik beim ICC. 1990 konnte der Ostberliner seine Ausbildung zum Bühnenmeister nicht beenden – die Schule wurde geschlossen. Zwischen 1993 und 1996 machte er den Veranstaltungsmeister im Doppelpack: in den Bereichen Bühne und Beleuchtung. Er empfiehlt die Fortbildung jedem, der im Bereich Bühnentechnik vorankommen will: „Das Arbeitsfeld hat sich sehr schnell entwickelt und ist kompliziert geworden. Der gesamte Bereich Mikroelektronik kommt jetzt dazu.“
Nach Einschätzung von Michael Firla sind die Berufsaussichten mit Meisterabschluß gut. Auf dem freien Markt, etwa bei Kongressen oder für Film und Fernsehen, lassen sich pro Tag bis zu 450 Mark verdienen. Firla ist gerade dabei, eine Messe einzurichten: „Im Moment muß ich das Begleitprogramm organisieren. Heute haben wir die Vorhänge gehängt und die Ausleuchtung der Bühne gemacht.“ Michael Firla steht dann im Raum und gibt seinen Arbeitern die Anweisungen. Während der Show steht er auf der Bühne: „Nur der Bühnenmeister kann die Bühne für das Programm freigeben.“ Lennart Paul
Infos: Industrie- und Handelskammer, Peter Kierzek, Tel.: 31 51 03 74.
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