CDU verhindert Erinnern an Naziterror

■ Zehlendorfer CDU lehnt Gedenktafel an der Spanischen Allee für die Zerstörung Gernikas durch die deutsche „Legion Condor“ ab: „Straßennamen werden heute nur noch geographisch empfunden“

60 Jahre nach den Verbrechen der deutschen „Legion Condor“ im Spanischen Bürgerkrieg verhindert die CDU in Zehlendorf das Erinnern daran: Eine Gedenktafel an der Spanischen Allee, die auf die Straßenbenennung zu Ehren der „Legion Condor“ durch die Nazis hinweisen sollte, wird es nicht geben. Der Antrag für diese Tafel scheitert am hartnäckigen Widerstand der CDU in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Mit den Stimmen der CDU wies der Bildungs- und Kulturausschuß der BVV im Januar den Antrag von SPD, Grünen und der Wählergemeinschaft Unabhängiger Bürger (WUB) zurück, ein solches Schild aufzustellen. Auch für die endgültige Entscheidung am 14. Mai hat die CDU angekündigt, das Projekt scheitern zu lassen. Die Zehlendorfer, ist sich Bezirksbürgermeister Klaus Eichstädt (CDU) sicher, würden ihre Straßennamen heute nur noch geographisch empfinden und nicht danach fragen, warum ihre Straße so heiße. „Gerade deshalb ist es notwendig, auf die besondere Geschichte des Namens Spanische Allee hinzuweisen“, hält Helmut Frank, Fraktionsvorsitzender der WUB, dagegen.

Heute vor 60 Jahren, 26. April 1937: Die Legion Condor, eine Elitetruppe der Nazis, bombardiert das baskische Städtchen Gernika (spanisch: Guernica). In einer Dreiviertelstunde ist Gernika dem Erdboden gleichgemacht; 1.645 Einwohner sind ums Leben gekommen; und Hitler, der 4.500 Mann zur Unterstützung der franqistischen Truppen nach Spanien geschickte hatte, frohlockt: „Ihr seid zurückgekehrt als die tapferen Vollstrecker meines Auftrags.“ Als Dank empfängt er die Legion Condor am 6. Juni 1939 mit einer bombastischen Parade in Berlin. Bereits am 5. Juni 1939 hat er zur bleibenden Erinnerung die Zehlendorfer Wannseestraße in Spanische Allee umbenennen lassen.

SPD, Bündnisgrüne und WUB wollen an der Spanischen Allee/ Ecke Wasgenstraße eine Gedenktafel anbringen, „um wenigstens darauf hinzuweisen, warum die Straße so heißt“, wie Cornelius Plappert von den Bündnisgrünen betont. Es gehe nur um eine fünfzig mal siebzig Zentimeter große Gedenktafel, nicht um eine Straßenumbenennung. Daß sich selbst dagegen die Bezirks-CDU so massiv wehrt, bezeichnet der Bündnisgrüne als „eine Unverschämtheit“.

Jung-CDUler Torsten Hippe, 24, fragt sich sowieso, was die Spanische Allee als eine Straße in Zehlendorf noch mit den Verbrechen der Nazis zu tun habe. Und auch Bürgermeister Eichstädt hält das Schild für ein Alibi. Um die Historie aufzuarbeiten, bedürfe es eines gesellschaftspolitischen Prozesses, nicht eines Schildes, auf das „ein komplexer Sachverhalt gequetscht“ werde.

Die SPD will am 14. Mai geheim abstimmen lassen, um einige CDU-Abweichler zu mobilisieren. Für den Fall, daß das Vorhaben scheitert, plant die SPD, ein Schild in Eigeninitiative aufzustellen. „Mal sehen, was dann die CDU macht.“ Jens Rübsam