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Mauerlos im Rauchereck

■ Die Fotoausstellung „Menschen in der Psychiatrie“mit Arbeiten von Daniel Fuchs

Auf den Fotos sieht zunächst alles ganz normal aus: Die Filzpantoffeln in Großaufnahme, die dicke Frau auf dem Sofa und ein Mann mit geschlossenen Augen. Erst beim näheren Hinsehen sieht man das Verrückt-Sein des Normalen. Auf einem Bild versucht ein Mann vergeblich aus widrigen Gegenständen wie einer Geige, einem Tischtennisball, einem Schläger und einer Zigarettenschachtel einen Turm zu bauen. Ein anderer Mann steht ängstlich zusammengekauert in seinem Bett – sein Gesicht erzählt von den physischen Anstrengungen der sich wiederholenden Angstattacken, die während des Schlafes auf ihn lauern.

In der Ausstellung Menschen in der Psychiatrie werden keine Extremsituationen gezeigt. Dem Fotografen Daniel Fuchs gelingt es, in seinen Schwarz-Weiß-Bildern vielmehr sich den Menschen vorsichtig zu nähern und sie in ihrer Würde zu belassen. Ein Jahr lang hat der Frankfurter Menschen besucht, die in der Psychiatrie leben. Aus ganz unterschiedlichen Gründen sind sie dort. Der eine ist chronisch krank. Die andere hat Drogen genommen und findet den Weg in die Realität nicht zurück.

Das Vertrauen zwischen Fotografierten und Fotograf wird in den Bildern sichtbar: Manche lachen entspannt in die Kamera, ein Mann zeigt auf einem Bild ausgelassen und verspielt andere Selbstportraits von sich. Viele lassen ihre persönlichen Gegenstände abbilden: die Zigarettenschachtel, die Schuhe oder Spielsachen.

Die Aufnahmen zeigen meist Einzelpersonen – vielleicht ein Ausdruck für das unteilbare und individuelle psychische Leiden jedes Menschen, deren einzige Gemeinsamkeit darin besteht, in einer Psychiatire zu leben. Daniel Fuchs hat die Menschen in ihren karg eingerichteten Zimmern, in langen Flurgängen und dunklen Ecken fotografiert. Die Häufung dieser Perspektive zeigt das Eingeschlossensein der Menschen. Einzig in der Raucherecke – dem erklärten Lieblingsort fast aller – wirkt wie ein Raum ohne Mauern drumherum.

Mit dieser Ausstellung versucht der Frankfurter erneut, sich Menschen in Grenzsituationen zu nähern. Bereits 1991 beschäftigte er sich in einer Multivisionsshow mit Sterbenden. Drei Jahre später war seine Diashow „Die Unbehausten“zu sehen: Obdachlose in einem reichen Land. Seine Wanderausstellung zu dem Thema „Transsexuelle Menschen in Deutschland“fand auch letztes Jahr in Hamburg großen Anklang.

Uschi Behrendt

noch bis 30. Mai, Mo bis Fr 9- 18 Uhr, Samtags 9- 13 Uhr, Grundbuchhalle, Ziviljustizgebäude, Sievekingplatz 1

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