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Zu kurz geraten?

■ Streckenabschnitt für Stadtbahn ausgeschrieben. S-Bahn weiter im Rennen

Die Lektüre des Amtlichen Anzeigers ist gemeinhin so spannend wie die Gebrauchsanweisung eines Staubsaugers. Doch die Ausgabe des 4. April enthielt so viel Rätselhaftes über die Zukunft der Stadtbahn, daß sie den kriminalistischen Spürsinn des grünen Bürgerschaftsabgeordneten Martin Schmidt herausforderte: Ein Streckenabschnitt für die ersehnte Straßenbahn von 20 Kilometern wurde dort öffentlich und europaweit ausgeschrieben. Auf daß sich viele Planerbüros um den lukrativen Auftrag für „erste Vermessensleistungen“drängelten.

Doch anstatt sich zu freuen, daß sein verkehrspolitisches Baby damit offenbar kurz vor dem Eintritt in die real existierende Hamburger Verkehrswelt steht, durchfuhr es Schmidt jäh: Hatte er 20 gelesen? Sollte der Senat eine Mißbildung der mit 20 Streckenkilometern (statt geplanter 42) viel zu kurzen Schienenstrecke wollen? Und: Sollte der Flughafen also unangebunden bleiben?

Nein, antwortete Hamburgs Regierung dem Oppositionellen gestern. Bei den 20 ausgeschriebenen Kilometern handele es sich nur um einen ersten Planungsabschnitt. Von einer Streckenreduzierung könne keine Rede sein, der Flughafen sei einbezogen. Bis Jahresende soll das Vermessen abgeschlossen sein; es folgen weitere Pläne.

Die konkurrierende S-Bahn-Anbindung zum Flughafen ist damit freilich nicht vom Tisch. Der Senat gibt weiterhin vor, beide Schienengefährte zu wollen, gibt aber der S-Bahn mit einem Baubeginn bereits 1998 den zeitlichen Vorzug. 470 Millionen Mark soll sie kosten und schon 2002 fertig sein; also dann, wenn die Trasse für die Stadtbahn frühestens begonnen würde. hh

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