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Hoffnung auf unblutigen Machtwechsel

■ Evakuierung der Hutu-Flüchtlinge aus Zaire läuft auf Hochtouren. Regierungschef Mobutu angeblich zum Rücktritt bereit. Gipfeltreffen zwischen Mobutu und Rebellenführer Kabila heute oder morgen

Kisangani/Johannesburg (AFP/ taz) – Die UN-Luftbrücke von Zaire nach Ruanda ist gestern voll angelaufen. Bis zum Mittag wurden nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als 700 ruandische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgebracht. Weitere sollten folgen. UNHCR-Sprecher Paul Stromberg sagte gestern in Kisangani, die UNO wolle im Laufe des Tages tausend Flüchtlinge repatriieren. Am Mittwoch hatten die Rebellen mehr als 2.000 Flüchtlinge mit Zügen aus dem Lager Biaro in die Stadt gebracht, ohne das UNHCR von ihrer Absicht zu informieren. Das einzige noch im Bau befindliche Durchgangslager war dadurch völlig überfüllt. Im Urwald in der Region um Kisangani halten sich etwa 85.000 ruandische Flüchtlinge auf, von denen erst 10.000 gefunden wurden. Am Mittwoch waren bereits 236 Ruander ausgeflogen worden, unter ihnen 186 elternlose Kinder. Rebellenchef Kabila hatte der UNO eine Frist von 60 Tagen gesetzt, um alle Flüchtlinge außer Landes zu schaffen. Das von den USA vermittelte Treffen zwischen dem zairischen Präsidenten Mobutu Sese Seko und Rebellenchef Laurent-Desire Kabila soll nach Angaben Südafrikas noch heute zustande kommen. Zuvor hatte es geheißen, der Gipfel sei auf morgen verschoben. Das Treffen wird in jedem Fall auf dem südafrikanischen Kriegsschiff Outeniqua in internationalen Gewässern vor Zaire und Angola stattfinden. Als Vermittler fungiert Südafrikas Präsident Nelson Mandela. Nach Angaben der Rebellen ist Mobutu zum Rücktritt bereit. Ein Rebellensprecher erklärte in Lubumbashi, Mobutu wolle nur noch über seinen Abschied von der Macht verhandeln.

Der UN-Sicherheitsrat begrüßte am Mittwoch (Ortszeit) in New York das geplante Gespräch, forderte aber zugleich erneut eine sofortige Einstellung der Kämpfe. Das Gremium äußerte sich nach Berichten über Massaker an Flüchtlingen zutiefst besorgt über Menschenrechtsverletzungen im Osten Zaires und fordete Kabila zur Zusammenarbeit bei der Aufklärung auf. Auch die US-Regierung äußerte sich beunruhigt über Berichte, denen zufolge sich die Rebellen schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht haben sollen. In einem Gespräch mit dem US-Vermittler Bill Richardson sicherte Kabila zu, alle Kämpfer, die gegen die Menschenrechte verstießen, würden zur Rechenschaft gezogen. In Kinshasa bereiteten die ausländischen Missionen die Evakuierung ihrer Bürger vor. Nach französischen Angaben stimmen sich Frankreich, Belgien, Großbritannien und die USA dabei ab. In Zaire halten sich noch 4.000 Europäer auf.

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