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Immer schön ruhig bleiben

■ Zhang Yimous neuer Film, „Keep Cool“, darf nicht in Cannes gezeigt werden

Ohne genauere Erklärung hat die chinesische Regierung dem Regisseur Zhang Yimou verboten, seinen neuen Film, „Keep Cool“, im Wettbewerb in Cannes zu zeigen, der nächste Woche beginnt. Ob Zhang noch einen Weg finden wird, das Verbot zu umgehen, ist unklar.

„Keep Cool“, ein Titel, der jetzt geradezu hämisch klingt, ist eine Komödie aus dem chinesischen Großstadtmilieu, die sich über einen jungen Intellektuellen lustig macht, der es nicht verwinden kann, daß seine Geliebte ihn wegen eines reichen Mannes verläßt.

Eine private Brisanz besaß der Film schon immer: Seine Freundin Gong Li – die übrigens dieses Jahr in Cannes in der Jury sitzen wird – hatte sich gerade von ihm getrennt und zog zu einem reichen Möbelhändler. Aber es war beim besten Willen nicht zu erkennen, was daran politisch bedenklich sein sollte. Auf seine Vorlage beim Filmbüro hatte Zhang monatelang nichts gehört, was ihn in die unangenehme Lage brachte, einen illegalen Film gemacht zu haben – der übrigens vor allem deshalb entstanden war, weil sein vorher fertiggestellter, „The Temptress Moon“, in China verboten worden war.

Nicht, daß „Temptress Moon“ – eine Gangstergeschichte aus dem Opium-Milieu – Zhangs erste Erfahrung mit der Zensur gewesen wäre. Sein voriger Film, „Leben“, war 1994 ohne Einwilligung der Zensurbehörden nach Cannes geschickt worden. Zunächst wurde mit Berufsverbot gedroht. Nachdem der Film dann aber als chinesische Produktion reanimiert worden war, wurde klar, daß es nicht um mißliebigen Inhalt, sondern darum ging, Zhang – der nach dem Massaker auf dem Tiananmen mit ausländischen Produzenten zusammengearbeitet hatte – wieder an die staatliche Filmindustrie anzubinden.

Mit „Keep Cool“ war ihnen das gelungen – er ist gänzlich mit chinesischem Geld gedreht. Was ist also der Grund? Tony Rayns, Filmkritiker und Asienkenner, vermutet, daß Zhang einfach bis auf weiteres Schikanen ausgesetzt sein wird, weil man ihn zwar als künstlerisches Aushängeschild braucht, ihm aber gleichzeitig übelnimmt, daß er einen „schlechten Klassenhintergrund“ hat. Sein Vater stand mit der KTM, den chinesischen Nationalisten, in Kontakt, den Verlierern des Bürgerkriegs. Zusammen mit seinen guten Westkontakten (die nach Hongkong werden ohnehin komplizierter werden) ist das ein regelrechtes Stigma.

Verboten ist jetzt auch der ursprünglich geplante Transfer von Zhang Yimous erster Operninszenierung, Giacomo Puccinis „Turandot“, vom Teatro Communale in Florenz (dirigiert von Zubin Mehta) nach Peking. Mariam Niroumand

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