Waldkonvention? Nein danke!

■ Umweltverbände halten den Plan zum Schutz der Wälder für ungeeignet

Köln (taz) – Die Bundesregierung fordert an der Spitze der EU-Staaten eine internationale Konvention zum Schutz der Wälder. Auf der UN-Sondergeneralversammlung über Umwelt und Entwicklung im Juni in New York, dem sogenannten Rio-II-Gipfel, will sie hierfür den politischen Grundstein legen. Die Konvention soll den bereits existierenden internationalen Vereinbarungen über den Schutz des Klimas, der Artenvielfalt und zur Bekämpfung der Wüstenbildung folgen.

Die Zeit scheint reif für neue globale Instrumente im Waldschutz. Jedes Jahr verliert die Welt rund 14 Millionen Hektar Wald, eine Fläche etwa so groß wie Griechenland. Die Zerstörung schreitet ungebremst fort. Am schnellsten schwindet die grüne Lunge in den Tropen, vor allem in Lateinamerika und Südostasien.

Doch mit ihrer Initiative stoßen die EU-Vertreter auf unerwartete Gegner: Eine ganz neue Koalition aus USA und regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) lehnt eine solche Konvention ab. Verkehrte Welt? Bei den USA ist der Fall klar; sie wehren sich generell gegen jede Einmischung in ihre Waldpolitik.

Bei den Umweltorganisationen liegen die Gründe an ganz anderer Stelle: „Solange es nicht wenigstens einen Grundkonsens darüber gibt, was man in eine solche Konvention hineinschreiben könnte, ist sie das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben steht“, sagt Wolfgang Kuhlmann, Sprecher der AG Wald im Forum Umwelt & Entwicklung, einem Zusammenschluß deutscher NGOs.

Bei den Verhandlungen im Rahmen der zwischenstaatlichen Waldkommission IPF (Intergovernmental Panel on Forests) konnten sich die Regierungen nicht einmal darüber verständigen, was denn eigentlich unter nachhaltiger Waldbewirtschaftung zu verstehen ist. Ausgiebig debattierten sie dagegen über Fragen des internationalen Holzhandels. Und so fürchten die Umweltverbände, daß die Konvention lediglich Handelshemmnisse beseitigen soll.

Mißtrauisch machen schon allein die Fürsprecher einer Waldkonvention. Denn abgesehen von der EU treten vor allem die aus NGO- Sicht „größten Sünder“ Malaysia, Indonesien und Kanada dafür ein. Erstere gehören zu den größten Tropenholzexporteuren, und Kanada wird wegen seiner Kahlschlagpolitik immer wieder scharf kritisiert. „Würden diese Länder eine Konvention fordern“, fragt Wolfgang Kuhlmann, „wenn sie mit Konsequenzen für die eigene Forstwirtschaft rechnen müßten?“ Eine Waldkonvention aber, die allein den freien Handel mit Waldprodukten garantieren soll, sei sicher kein gutes Mittel zum Schutz der Wälder.

Die Bundesregierung ist enttäuscht über die „Phalanx der Ablehnung“, die ihr von den Umweltverbänden entgegenschlägt. Beim Erdgipfel in Rio 1992 gehörten die NGOs doch zu den eifrigsten Kämpfern für die damals ausgehandelten Klima- und Artenschutz-Konventionen. „Dabei haben wir damals auf noch geringerem Niveau angefangen“, sagt Ulrich Hoenisch vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Auch beim Wald sei es höchste Zeit, endlich mit verbindlichen Verhandlungen zu beginnen.

Die Umweltverbände bezweifeln allerdings, daß dem Papiertiger Waldkonvention im Laufe der Zeit Zähne wachsen könnten. Im Gegenteil, sie befürchten, daß der Schuß nach hinten losgeht, wenn „der Minimalkonsens völkerrechtlich festgeschrieben wird“. Dann nämlich müßten sich alle an das Vertragswerk halten. Auch der Tropenholzboykott deutscher und niederländischer Kommunen könnte damit rechtswidrig werden – ganz im Sinne der großen Holzexporteure. Claudia Ruby