: Stolzes Kuschelkino
■ Kampnagel und das Alabama planen ein gemeinsames „Film-Kunst-Theater“
Das Dilemma hat viele Namen: Mundsburg, Ufa, Grindel und all die anderen bereits gebauten oder erdachten Cinemaxxe und Co, die Hamburg in den nächsten Jahren um Leinwände, Sitzplätze, Parkplatzprobleme und Pleiten bereichern werden. Für die kleineren unter den Lichtspielhäusern und vor allem für die Programmkinos hat längst der Kampf und das Bangen um Besucher und Filmkopien mit Erstaufführungen begonnen.
Es ist zum Verbuddeln, eigentlich. Es ist zum Kinobauen, trotzdem, meint eines der kleinsten Kinos der Stadt. Kühn schmeißt sich das Alabama in die Hühnchenbrust und verkündet, daß es zusammen mit der Kampnagel-Geschäftsführung eine Kulturfabrik plant. „Film-Kunst-Theater“wird die ideelle und architektonische Vernabelung von Theater und Film mit zentralem Foyer auf Kampnagel heißen. Die Halle 4 wird zu Kinosälen umgestaltet, ein weiteres Kino wird gebaut. Damit kommt das Alabama, den alten Saal mitgerechnet, auf insgesamt 750 Sitzplätze – angesichts der 1000 Sitzplätze in nur einem Cinemaxx-Saal ein fast kuscheliges Unterfangen.
Die fünf Millionen Mark, die mit dem Verkauf des Kampnagel-Geländes für Sanierungsarbeiten am gesamten Baukomplex frei wurden, reichen für diese Um- und Neubauten freilich nicht. „Deswegen sind wir auch so froh, eine Beschützerin für unser Projekt gefunden zu haben“, betont Doris Bandhold, Alabama-Mitbetreiberin. Maris Kieft heißt die Retterin aus Kiel, die 140 Kinos bundesweit betreibt und als Privatinvestorin in das „Film-Kunst-Theater“-Projekt einsteigt. Die Um- und Neubauten soll der Lübecker Architekt Thomas Tillmann übernehmen.
Wenn alles klappt, wie sich das Doris Bandhold, Michael Konrad vom Alabama und Kampnagel-Geschäftsführer Jack Kurfeß vorstellen, soll der sechs Millionen Mark teure Komplex bereits im Herbst 1998 fertig sein. Ein gehobeneres Stadtteilkino für die Winderhuder, Uhlenhorster und Barmbeker Diaspora und kein Leinwandgigant mit dem Charme eines Burger Kings. Birgit Glombitza
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