: „Danke, Jungs!“
■ „Südländische Begeisterung“ in Bochum beim 2:1 gegen Stuttgart
Bochum (taz) – Schon vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart war für die Fans des VfL Bochum klar, daß auch nach dem Spiel alles gut sein würde. „Egal, wie's ausgeht – danke, Jungs!“ verkündeten Buchstabentafeln auf der Südtribüne. Das ist Verbundenheit dafür, wie sich der Verein seit zwei Jahren hocharbeitet. Vielmehr: Im Gegensatz zu früher verbindet er Arbeit mit Kunst, die Wosz heißt, und einer Systempalette, die „Toppmöllers Taktikkabinett“ genannt werden kann. Dieser neue Bochumer Fußball ist die Art, wie auf dem Rasen der Strukturwandel im Ruhrgebiet vom Malochen zur Bundesgartenschau gespiegelt wird.
Der Aufschwung des Aufsteigers VfL kommt gerade recht, um nicht zwischen den Giganten aus Dortmund und Schalke zerdrückt zu werden. Das neue, identitätsstiftende „Ruhrpott!“ können sie jetzt auch im Ruhrstadion mit wohligem Schauer skandieren. Allerspätestens nach dem 2:1 gegen Stuttgart ist für den VfL der größte Erfolg seiner Vereinsgeschichte greifbar, die Beteiligung am Uefa- Cup. Man brauchte dann endlich nicht mehr nur zu- oder wegzusehen, wenn die Nachbarn ihre Freudenfeste in Manchester und gegen Mailand feiern.
Auf den Stehplätzen der Osttribüne wurde während des Spieles mit „hohem Unterhaltungswert“ (VfB-Trainer Löw) „Uefa-Cup“ skandiert, auf den Rängen sah Toppmöller „erstmals südländische Begeisterung“. Löws Fazit, nachdem Peschel das Siegtor für Bochum erzielt hatte: „Die Chance, Meister zu werden, ist nun sehr gering.“ Die, als Zweiter in der Champions League zu spielen, auch nicht eben gestiegen.
Und so hat der VfL Bochum nebenbei noch die Wahrscheinlichkeit vergrößert, im Falle eines Stuttgarter Pokalsiegs gar auf Platz sechs noch einen internationalen Rang zu belegen. Auf der Osttribüne wehte eine Europaflagge. Fast verschämt. Richtig glauben, was sich anbahnt, kann in Bochum nämlich noch keiner. Es tragen Spieler und Fans das selige Lächeln kleiner Kinder zur Schau, die ihren Geburtstag vergessen hatten und nun unverhofft vor einem riesigen Tisch verheißungsvoll verpackter Geschenke stehen. Nur wie die nächsten drei Spiele ausgehen, ist jetzt vielleicht doch nicht mehr egal. Katrin Weber-Klüver
VfB Stuttgart: Wohlfahrt – Haber – Herzog, Berthold – Buck (82. Ristic), Hagner Schwarz, Balakow, Gilewicz (90. Djordjevic) – Bobic, Elber
Zuschauer: 35.000; Tore: 0:1 Hagner (60.), 1:1 Michalke (69.), 2:1 Peschel (79.)
Rote Karte: Haber (85.) wegen Tätlichkeit
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