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Exgeneral Magnus Malan gibt sich geläutert

■ Der frühere Verteidigungsminister sagte freiwillig aus und übte Reue

Den Tag X verbrachte der General und Minister a.D. golfspielend. Schließlich hatte er sein Gewissen schon wenige Tage zuvor erleichtert. Magnus Malan, einstiger Armeechef und Verteidigungsminister von 1980 bis 1991, hatte kurz vor Ablauf der Amnestiefrist vor der Wahrheitskommission ausgesagt, freiwillig und ohne den Druck eines drohenden Gerichtsverfahrens. Das hatte er längst hinter sich. Er war das erste – und vermutlich letzte – Mitglied der Apartheid-Regierung, dem im demokratischen Südafrika der Prozeß gemacht wurde. Im Oktober vergangenen Jahres war er vom Vorwurf des Mordes und der Anstiftung zum Mord freigesprochen worden.

Nie hatte der 67jährige ein Hehl daraus gemacht, daß er von der Kommission nichts hält und sich persönlich keines Unrechts bewußt ist. Um so überraschender war es, daß sich Malan, berüchtigt für seine Arroganz, jetzt für Unrechtstaten der Armee während der Apartheid-Zeit entschuldigte. In einer Sonderanhörung der Kommission am vergangenen Mittwoch war Malan auch der erste aus den Reihen der Armee, der etwas Licht ins Dunkel brachte.

So bestätigte Malan weite Teile des erst vor kurzem bekanntgewordenen Steyn-Berichts über die Machenschaften der Streitkräfte. Er persönlich habe die Bildung einer geheimen Anti-Terror-Einheit der Armee, des „Zivilen Kooperationsbüros“ (CCB) gebilligt. Ähnlich wie die entsprechende Vlakplaas-Einheit der Polizei war sie für die Verfolgung und Ermordung von Oppositionellen zuständig, auch außerhalb Südafrikas. Malan selbst bekannte sich dazu, derartige Überfälle in Nachbarländern angeordnet zu haben. „Diese Aktionen haben Blutvergießen an Unschuldigen verursacht. Als Christ bereue ich den Verlust von Menschenleben“, sagte der Exgeneral. Amnestie werde er trotzdem nicht beantragen.

Wie alle hochrangigen Vertreter des Apartheid-Regimes bedient sich Malan dabei einer moralischen Hilfskonstruktion. Die Armee habe sich nie als über dem Gesetz stehend betrachtet, sondern innerhalb eines „Krieges“ legal gehandelt. Er gab zu, daß einige wenige Soldaten auch Greueltaten begangen hätten und dafür juristisch verfolgt werden sollten. Für den Rest übernehme er moralisch und politisch die Verantwortung. Daß eine sogenannte dritte Kraft innerhalb von Polizei und Armee gezielt politische Gewalt ausübte, stritt auch Malan ab.

Was Malans plötzliche Läuterung verursacht hat, bleibt vorerst sein Geheimnis. Der Schlußappell des Generals war angesichts seines bisherigen Verhaltens nur schwer glaubhaft. „Ich und die meisten von meinen Generälen stehen im Herbst unseres Lebens. Alles, was wir wirklich suchen, ist Verständnis und Vergebung.“

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