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Das Spiel mit den Distanzen

■ Das Metropolis zeigt mit Stand der Dinge neue Filme der HfbK zum Thema Geschlechterwechsel und alltägliche Reisen

Eine Frau liegt auf einem Bett. Sie dreht sich um und zeigt ihre rechte Gesichtshälfte, das Gesicht eines Mannes – ein einfacher Dreh und zwei Geschlechter. Wie nahe Unterschiede sich kommen können, gerade solche, die vor Verwechslungen schützen sollen, und wie leicht es ist, an die einfache Version der Geschichte zu glauben – der Kurzfilm von Janine Sack und Henner Winckler führt es auf verblüffende Weise vor.

Jean & Jane ist einer der sechs neuen Filme der Hochschule für bildende Künste (HfbK), die am Freitag im Metropolis zu sehen sein werden. Ein Mann und eine Frau im Bad. Man will ausgehen, sie badet, er rasiert sich. Gegenseitig führt man sich die Gaderobe vor, tauscht anerkennende Blicke. Am Schluß jedenfalls, wenn Jean und Jane, wohlverschnürt in der eigenen Rolle als Mann und Frau, die Wohnung verlassen, fällt es leicht, ihnen nicht mehr zu glauben. In aller Eindeutigkeit.

Den Glauben an die Wahrheit der Geschlechter untergräbt auch Gunny and Buffalo von Britta Schulz, ein ironischer Beitrag zum männlichsten aller Genres, dem Western. Passend dazu hält sich auch die Kamera strikt an die amerikanische Einstellung, schießt aus der Hüfte die eine oder andere prügelfeste Gestalt ab. Es stört dabei wenig, daß die Kerle von Frauen und die dazugehörigen Ladies von Männern dargestellt werden. Das alles könnte auch schlichte Travestie sein. Ist es aber nicht. Ob Frau in männlicher Heldenpose oder weibliche Gegenfigur – man muß ziemlich genau hinsehen.

Bilder, ganz unabhängig von Geschlecht und Rolle zeigen dagegen Negativ Nächte von Susanne Schüle, Istvan Imreh und Robert Laatz, die als Gäste von der HFF in Babelsberg geladen wurden. Eine Reise nach Budapest, Schnitt um Schnitt alltäglichste Augenblicke und Gegenstände, Menschen vor einer wunderbar vorsichtigen Kamera. Die Bilder dieses Filmtagebuchs sind auf eine poetische Weise nah und fern zugleich, ohne jede Sentimentalität. Ob Reise oder Geschlechterwechsel – die Distanz ist eine offene Größe.

Elisabeth Wagner

außerdem: Starsky (Ulrich Köhler) Rot gewinnt (Frank Breitenreiter) Hotel Panorama (Peter Piller, Britta Gröne, Wolfgang Maschke) Cut (Doris Walter) Fr, 16. Mai, 21. 15 und 23 Uhr, Metropolis / Neues von der HFF München: am Do, 15. Mai, 21.15 Uhr, Metropolis

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