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„Shell to hell“

■ Bekennerschreiben zu Tankstellen-Anschlag / Verwirrspiel um Bohrinsel

Gestern inszenierten Manager des Mineralölkonzerns „Shell“ eine echte Öffentlichkeitsverarschung. Der deutsche Shell-Chef Peter Duncan erklärte auf einer Pressekonferenz in Hamburg, seine Firma wolle die Versenkung der Bohrinsel „Brent Spar“ im Nordatlantik verschieben. Diese Aussage wurde unverzüglich von führenden Shell-Managern in London zurückgewiesen, die bei der harten Linie bleiben wollen, obwohl das Unternehmen in Deutschland bereits Umsatzverluste von täglich 20 Prozent erleidet.

Derweil ging bei Hamburger Zeitungsredaktionen ein knappes Bekennerschreiben ein, mit dem sich eine namenlose autonome Gruppe den Brandanschlag auf eine Volksdorfer Shell-Tankstelle an die Heldenbrust heftete. Das Motto der Aktion, die in der Nacht auf Freitag durchgeführt wurde, lautete: „Shell to hell“. Es waren mehrere Brandsätze in den Verkaufsraum geworfen worden – alle Waren verbrannten. Ein Übergreifen des Feuers auf weitere Anlagen konnte von der Feuerwehr verhindert werden.

Bereits am Tag zuvor hatte es in Hessen einen ähnlichen Anschlag gegeben. Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. Greenpeace verurteilte die gewaltsamen Aktionen gegen Shell-Tankstellen gestern scharf und kündigte weitere eigene Protestaktionen an.

Zum Brandanschlag erklärte der Geschäftsführer von Greenpeace- Deutschland, Thilo Bode: „Wir sind eine zutiefst gewaltfreie Organisation. Auch bei unseren Aktionen, zu denen wir uns öffentlich bekennen, gehen wir völlig gewaltfrei vor. Wir erwarten dies auch von jedem, der seinen Protest gegen Shell und die geplante Versenkung der Brent Spar äußern will.“ Green-peace selbst will am kommenden Wochenende öffentlich Druck machen. An 300 Tankstellen des Konzerns werden Aktivisten der Umweltschutzorganisation Flugblätter und Aktionspostkarten verteilen.

Auch der GAL-Kreisverband Wandsbek wird heute tätig. Schon für 9 Uhr ist eine Protestaktion an der Tankstelle Ecke Jüthornstraße/Robert-Schumann-Brücke vorgesehen. Das Motto der GAL-Aktion lautet: „Wer verseuchte Ölplattformen losmacht und losgemachte Ölplattformen mit 130 Tonnen Giftmüll im Atlantik versenkt, darf nicht unter Tankboykott bestraft werden.“ Jürgen Oetting

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