Conciergen für die Neue Vahr

■ Stadtteilprojekt regte „diplomatische Aufpasser“für Hochhaus Gelderner Straße an

In New York wacht der „doorman“über die Eingänge der Wolkenkratzer und aus französischen Kinofilmen sind sie als oft neugierige bis strenge Wächter über Hausordnung und Moral bekannt: die Conciergen. Der moderne „Empfangschef“zeichnet sich jedoch weniger durch verstaubte Ansichten als durch diplomatisches Geschick aus. „Diskretion und Kontaktgabe zählen“, beschreibt Martin Hoffmann (53) die nötigen Eigenschaften für seinen Job in einem Bremer Hochhaus.

Rund 300 Menschen verschiedenster Nationalitäten wohnen in dem Haus an der Gelderner Straße im sozial schwachen Bremer Stadtteil Osterholz-Tenever. Die genaue Zahl kennt niemand: Die Fluktuation auf den 17 Stockwerken ist hoch. Konflikte und Schlägereien trübten früher häufig das Bild des ehemaligen Vorzeigestückes für den sozialen Wohnungsbau. Mit der Einführung von Conciergen vor vier Jahren fühlen sich viele Hausbewohner wieder wohler.

„Es ist sicherer und ruhiger geworden,“meinen zwei ältere Frauen, die gerade ihre Post aus der großen Briefkasten-Anlage herausholen. „Früher gab es hier häufig Besoffene, denen mußte ich immer ausweichen,“erinnert sich die Rentnerin Erika Seibert. Seit der ehemalige Seemann Hoffmann mit mehreren Kollegen rund um die Uhr im Drei-Schicht-Betrieb über die Eingangshalle wacht, habe auch die Zahl der mutwilligen Zerstörungen abgenommen.

Die Idee für den Concierge-Dienst kam über ein Stadtteilprojekt. Dabei bemühten sich verschiedene Stellen zusammen mit der Bremer Wohnungsbaugesellschaft Gewoba um soziale Verbesserungen für den Stadtteil Tenever. Diese dichtbesiedelte Trabantenstadt im Bremer Osten war in den 70er Jahren als Modellprojekt entstanden und geriet später wegen ihrer zum Teil seelenlosen Planung in die Kritik.

„Die Conciergen organisieren jetzt die soziale Kontrolle, die wegen der Architektur nicht mehr funktioniert“, beschreibt Dittmar Loose von der Gewoba das Konzept. So versuchen die zumeist älteren und ehemals langzeitarbeitslosen Männer im Alltag, Konflikte zwischen Hausbewohnern zu schlichten, die Eingänge gegen Unbefugte zu sichern und Sicherheit zu vermitteln. Daneben verkaufen sie Waschmünzen und Briefmarken, nehmen Pakete an oder deponieren Wohnungsschlüssel für Kinder und Handwerker. Ihr Gehalt von je 2.600 Mark brutto plus Nachtzuschlägen wird aus verschiedenen Töpfen finanziert.

Hans-Christian Wöste, dpa