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Warten auf Kabila

■ Sicherheitsprobleme in Kinshasa. AFDL-Minister: Wahlen in einem Jahr

Kinshasa (AFP/AP/dpa) – Mit Spannung haben die Bewohner von Kinshasa gestern die Ankunft des neuen Präsidenten von Kongo/ Ex-Zaire, Laurent-Désiré Kabila, erwartet, der seine neue Regierung vorstellen wollte. Es wurde mit einem begeisterten Empfang für Kabila durch die Einwohner gerechnet. Die Zeitungen, von denen viele zum erstenmal seit Tagen wieder erschienen, feierten Kabila auf ihren Titelseiten als „Befreier“ und „Superstar“. Über die Regierungsmannschaft beriet Kabila am Montag bis in den späten Abend mit Vertrauten in Lubumbashi. Wirtschaftsminister Mwanananga Mawampanga sagte gestern, in die neue Regierung würden keine Parteien berufen, sondern Persönlichkeiten aus der Opposition gegen Mobutu. „Wir nehmen keine Parteien auf, sondern einzelne Personen“, sagte er.

Ferner sagte Mawampanga, es werde innerhalb eines Jahres eine Parlamentswahl geben – dies war zuvor vom Westen gefordert worden. Tansanias früherer Präsident Julius Nyerere, der als Vermittler in Afrika hoch geachtet ist, rief jedoch dazu auf, Kabila mehr Zeit zu geben. In der extrem komplizierten Situation in Kongo könne man nicht erwarten, daß sofort Wahlen organisiert werden.

Ursprünglich sollte Kabila bereits gestern in Kinshasa eintreffen, doch dies wurde aus Sicherheitsgründen verschoben. Noch kontrolliert die AFDL-Armee nicht die gesamte Hauptstadt. Vereinzelt sind noch frühere Präsidialgardisten sowie ruandische Hutu- Milizionäre, die auf seiten Mobutus kämpften, in der Stadt. Augenzeugen zufolge wurden bei Verhören mutmaßliche Exsoldaten und Milizionäre geschlagen und vereinzelt hingerichtet.

Auch Matadi, der Atlantikhafen Kongos, 400 Kilometer westlich von Kinshasa nahe der Grenze zu Angola, ist noch nicht unter AFDL-Kontrolle. Befürchtet wird zudem, daß geflohene Anhänger des alten Regimes von den Nachbarländern aus versuchen, gegen die neue Regierung zu kämpfen.

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