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: Klischees zu Wurst

„Die Metzger“, Freitag,

20.45 Uhr, arte

„Überall nur Kebab und Kopftüchter!“ schimpft Metzger Schmölling. Das Geschäft läuft nicht gut, und schuld sind natürlich die Ausländer. „Die Metzger“ trägt den Plural jedoch nicht grundlos im Titel, denn auch Schmöllings neuer Nachbar, der kurdische Flüchtlingsvater Yilmaz Kaya, ist einer. Das freut Metzger Schmölling so sehr, daß er auf einen Schlag all seine Vorurteile vergißt – jedenfalls so lange, wie Kurdensohn Hevijn die Finger von des Fleischers Tochter Desiree läßt.

Die vom ZDF in Auftrag gegebene „Multikultur-Realsatire“ hat so ziemlich jedes abgedroschene Vorurteil verwurstet und hätte daher auch eine ziemlich abgedroschene Angelegenheit werden können. Doch weil im Drehbuch von Mechthild Heckmann und Rosemarie Motzko nicht nur „die Deutschen“ (und zwar Ausländerfeind wie Ausländerfreund) als ihr eigenes Klischee daherkommen, sondern auch „die Ausländer“, schlittern „Die Metzger“ haarscharf an der Peinlichkeit vorbei. Prekär wurde es indes nur, wenn die Einzelfallkomödie ins Gesellschaftskritische abglitt. Wenn Vermarktungs- und Parteistrategen ihr Fett wegkriegten, wirkte das zumeist ein wenig überzogen und überflüssig.

Daß man sich dennoch an den politisch inkorrekten Dilettantismus eines Hape Kerkeling erinnert fühlt, verdankt der an sich in bewährter ZDF-Serienoptik präsentierte Fernsehfilm dem Laiencharme der kurdischen Darsteller und der (auch formalen) Experimentierfreudigkeit des irakisch-schweizerischen Regisseurs Samir. Und spätestens beim nächsten Gang zum türkischen Metzger, zum deutschen Fleischfachgeschäft wird man sich schmunzelnd an diesen Film erinnern müssen. Christoph Schultheis