: Kabilas Soldaten knüppeln Demonstrierende
■ Protestmarsch der Opposition durch Kinshasas Straßen wird mit Gewalt aufgelöst
Kinshasa (Reuter/AP/AFP/dpa) – Soldaten des neuen Präsidenten Laurent Kabila lösten gestern einen Protestmarsch von etwa tausend Oppositionellen in Kongos Hauptstadt Kinshasa gewaltsam auf. Die Soldaten gaben Warnschüsse ab und schlugen die Demonstranten mit Gewehrkolben und Knüppeln. Zehntausende Einwohner hatten den Protestierenden zugejubelt, die den Abzug ruandischer Soldaten aus dem Land forderten. Zu Massenprotesten kam es aber nicht. Auch deshalb muß die Opposition diese erste Kraftprobe als verloren betrachten.
Augenzeugen berichteten, die Soldaten hätten die Demonstranten zunächst auf ihrem Protestmarsch durch die Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt gewähren lassen. Später seien sie eingeschritten und hätten die Kundgebung aufgelöst. Kabila hatte am Montag ein Demonstrationsverbot in Kinshasa erlassen und jegliche politische Betätigung bis auf weiteres untersagt. Gestern war Kabila nach Lubumbashi geflogen, heute will er sich feierlich als Präsident des in Demokratische Republik Kongo umbenannten Landes einsetzen lassen.
Zu den Protesten hatte die Opposition unter Etienne Tshisekedi aufgerufen, der schon als Gegner Mobutus galt. Er erhebt Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten. Kabila hat Tshisekedi jedoch keinen Posten in seinem neuen Kabinett angeboten und das Amt des Ministerpräsidenten abgeschafft. Einer der Organisatoren, Janvier Mabiva von der Demokratischen Union für Sozialen Fortschritt (UDPS), bekräftigte, der Protest gegen Kabila werde fortgesetzt – trotz des Verbots der politischen Betätigung der Parteien. Der Vorsitzende der Jugendbewegung der UDPS, Raymond Kahungu Mbemba, sagte, Kabila sei nicht besser als der gestürzte Präsident Mobutu.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen