: „Habe mich nicht bereichert“
■ Volker Lange, der zurückgetretene 2. Vorstandsvorsitzende des HSV, über Freunde, Mauscheleien und Diffamierungskampagnen
Für Uwe Seeler war der Rücktritt von HSV-Vize Volker Lange und Schatzmeister Jürgen Engel keine Überraschung. „Beide hatten mir schon vor einiger Zeit gesagt, daß sie aufhören möchten“, sagte der HSV-Chef. Ein Rücktritt stehe für ihn nicht zur Debatte: „Ich werde bis zum Ende meiner Amtszeit (Seeler ist bis 2000 gewählt; die Red.) dabei bleiben.“Notfalls wolle er es „alleine“machen. Er habe auch die Leute, die ihn unterstützten. So soll Geschäftsführer Werner Hackmann zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied befördert werden. „Eine gute Lösung“, findet Lange, dem vorgeworfen wird, er habe sich seit Oktober 1995 nur deshalb beim HSV engagiert, um die eigenen Taschen zu füllen. „Ich habe mich nicht bereichert“, versichert der Ex-Senator.
taz: In Ihrer Rücktrittserklärung sprechen Sie von einer „Diffamierungskampagne“. Wer will Sie in Mißkredit bringen und warum?
Volker Lange: Mir ist bereits vor circa vier Wochen mitgeteilt worden, daß einer der unterlegenen Bewerber für die Ausschreibung der Volkspark-Arena eine Prämie ausgesetzt hat, um wieder ins Rennen zu kommen. Das Ziel dieser Kampagne ist, die Entscheidung des Senats und der Bürgerschaft, das Gelände dem Konsortium „Deuteron/Holzmann“anhandzugeben, zu ändern.
Sie haben„Deuteron“lange beraten.
Das stimmt, der Vertrag wurde aber aufgelöst, bevor ich beim HSV angefangen habe. Ich kann versichern: Ich habe keine Geschäfte mit dem HSV gemacht und mich persönlich bereichert.
Schatzmeister Engel soll am HSV verdient haben. Das ist heute Thema auf der Vorstandssitzung, zu der auch Sie geladen sind. Laut „Spiegel“hat Engel fast eine Million Mark Provisionen bei den Ostimmobilien-Geschäften kassiert. Wenn die Vorwürfe zuträfen, „ermittelt der Staatsanwalt“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Udo Ban-dow. Fürchten Sie ein Strafverfahren?
Nein. Ich habe mit den Ostimmobilien nichts zu tun. Weder mit der Projektentwicklung, noch mit der Vetragsgestaltung war ich befaßt. Das war Sache von Jürgen Engel.
Treffen die Anschuldigungen zu?
Er hat mir versichert, er habe keine Provisionen kassiert. Ich glaube der Aussage meines Freundes.
Wie sehen Sie im Nachhinein die Investitionen?
Damals fand ich die Argumente sehr überzeugend, das Geld des Vereins so anzulegen. Heute, nachdem nur ein Spieler eingetreten ist, sehe ich das anders.
Und was ist mit der fristlosen Entlassung des Marketingleiters Klöpper im Januar, dem vorgeworfen wird, er habe unerlaubt Provisionen kassiert? Dessen Rausschmiß hat die Führungskrise erst ausgelöst. Hätte man ihm nicht eine Abfindung zahlen sollen, damit er nicht an die Öffentlichkeit geht?
Eine solche Lösung habe ich damals nicht für vernünftig gehalten, weil ich der Meinung war, daß der HSV im Recht sei. Wenn man sieht, was passiert ist, hätte man besser eine Abfindungslösung gesucht.
Was hätten Sie noch besser machen können?
Wir wollten gemeinsam mit Uwe etwas für den HSV zu tun, sind damit aber nicht durchgekommen. Jetzt haben wir die gleiche Situation wir vor zwei Jahren, als wir angetreten sind.
Heute ist alles viel schlimmer.
Wir wollen mit unserem Rücktritt dafür sorgen, daß die Diskussionen aufhören und Uwe damit Freiraum schaffen. Ich halte den Augenblick für günstig, auch weil mit der Verpflichtung von Frank Pagelsdorf (neuer Coach; die Red.) ein erster Schritt in eine bessere sportliche Zukunft gemacht wurde.
Wird Seeler den HSV wieder auf Vordermann bringen?
Ja, kein anderer kann das.
Fragen: Clemens Gerlach
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