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Wen interessiert der Müll von gestern?

■ Die Entsorgungsbetriebe sagen BiotonnenmißbraucherInnen den Kampf an - mit der Greifzange und gerümpfter Nase

Eine kleine Richtigstellung vorneweg: Essensreste gehören entgegen unserer anderslautenden Meldung von gestern sehr wohl in den Biomüll. Die unberührte Frühstücksgrütze unserer Kleinen, die grünschimmelnde Orange: Immer rein damit in den braunen Kübel neben der Haustür.

Der Bauschutt aber, den die Müllwerker von den Bremer Ent-sorgungsbetrieben (BEB) gestern anläßlich einer anberaumten Kontrollaktion in der Friesenstraße aus der Tonne hievten, soll da nicht rein. Und weil dergleichen Anorganisches einschließlich Plastiktüten, Hausrat, Bierdosen chronisch die Hälfte des Biomülls ausmacht, hat sich die BEB nun zu restriktiven Gegenmaßnahmen entschlossen.

Seit gestern attestieren in den verdichteten Wohnvierteln, wo besonders viel gesündigt wird, zwei zusätzliche Müllwerker den Leerungsfahrzeugen. Bewaffnet mit langen Greiferstangen öffnen sie die braunen Eimer und stochern unter dem wütenden Gesumm der Fruchtfliegenschwärme im Eingemachten. Sorge um die Gesundheit seiner beiden Müllwerkerkollegen hat BEB–Pressesprecher Friedhelm Behrens nicht: „Natürlich ist das kein Traumjob. Aber bei uns ist noch kein Müllwerker krank geworden.“Arbeitsschutzrechtliche Probleme sieht er also nicht: „Die Belastung durch Sporen und Bakterien ist auf der Wiese doch ungleich größer als beim Blick in die Biotonne“.

Sollten die beiden Müllwerker Restmüll-fündig werden, klebt anschließend ein roter Punkt an der – ungeleerten – Biotonne. Die solcherart gemaßregelten Haushalte - gestern im Fesenfeld traf es 67 von 500 - haben zwei Wochen Zeit, ihren Müll anderweitig unterzubringen: „Haben die BürgerInnen bis dann nicht reagiert, wird bei der folgenden Abfuhr die gekennzeichnete Biotonne von den Bremer Entsorgungsbetrieben eingezogen“, so die BEB.

Daß die Maßnahme zum Erfolg führen wird, davon ist man hier überzeugt: Natürlich können die Leute den roten Strafpunkt einfach wieder runterpulen, so Friedhelm Behrens. Die BEB habe sich aber noch eine zweite Markierung einfallen lassen - die zu finden, sei gar nicht so einfach. So wird es rund ums Steintor also bald zu einem fröhlichen Tonnentausch kommen, gemäß dem Motto: Was interessiert mich mein Müll von gestern, wenn er heute beim Nachbarn vor der Gartenpforte steht. „Klar“, bestätigt Behrens, „Möglichkeiten gibt's immer. Ich kann auch eine Schecckarte fälschen.“ ritz

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