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Bankenfusion kostet Land Millionen

■ Nach Ansicht des Chefs der Bankgesellschaft Berlin, Wolfgang Rupf, kostet die Fusion mit der Norddeutschen Landesbank das Land rund 300 Millionen Mark. Finanzverwaltung steht unter Druck

Das Land Berlin muß draufzahlen, wenn sich die Bankgesellschaft Berlin und die Norddeutsche Landesbank in Hannover (NordLB) zusammenschließen. Geld fließt durch den Megadeal nicht in die leeren Kassen von Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD). Im Gegenteil: Nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge kostet die Konzernbildung das Land rund 300 Millionen Mark. Das geht aus den gemeinsamen Fusionsplänen von Eberhard Diepgen (CDU), Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und den beiden Bankvorständen hervor.

Diese haben sich unlängst geeinigt, die beiden Institute bis 1998 zur zweitgrößten Bank der Bundesrepublik zu vereinen. Wolfgang Rupf, Vorstand der Bankgesellschaft, erklärte, daß 40 Prozent der Anteile des Finanzgiganten an private Investoren verkauft werden könnten. Berlin soll weitere 30 Prozent der Aktien des neuen Großkonzerns halten – ebenso wie die bisherigen Eigentümer der NordLB, unter anderem die Länder Niedersachsen, Mecklenburg und Sachsen-Anhalt.

Weil der Wert der zukünftigen Großbank gegenwärtig auf mindestens 17 Milliarden Mark geschätzt wird, müßte Berlin Anteile in Höhe von 5,1 Milliarden Mark einbringen, um die 30-Prozent- Grenze zu erreichen. Heute allerdings ist das landeseigene Aktienpaket von 56,8 Prozent an der Bankgesellschaft nur rund 4,8 Milliarden Mark wert. Die Konsequenz: Finanzsenatorin Fugmann- Heesing müßte 300 Millionen Mark auftreiben, um zusätzliche Anteile des fusionierten Bankhauses zu kaufen.

Woher das Geld kommen soll, steht in den Sternen. Gegenwärtig versucht der Senat krampfhaft, landeseigene Unternehmen wie die Bewag, Gasag und Wasserbetriebe zu verkaufen, um die Löcher im Staatshaushalt zu stopfen.

Frank Zimmermann, Sprecher von Finanzsenatorin Fugmann- Heesing, wollte gestern keinen Kommentar abgeben: „Wir wissen noch gar nicht, zu welchen Konditionen die beiden Banken vereinigt werden.“ Die Institute selbst verweisen darauf, daß Bewertungsgutachten in diesem Jahr erst noch klären sollen, wieviel die einzelnen Unternehmen wert seien, und wer wieviel Geld an wen zahlen müsse. Hannes Koch

Siehe auch Seite 12

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