■ Querspalte: Hannibal Herwig Haase
Die Bündnisgrünen wählen die römische Strategie, um Parlamentspräsident Herwig Haase zu Fall zu bringen: den langen Atem. Wie einst die Römer gegen Hannibals Karthago haben sie bereits zwei Kriege geführt: Im ersten zwangen sie Hannibal Haase zum Rückzug. Beleidigt nahm er Abstand von dem Vorhaben, sich mit einem Abtrünnigen Roms, dem Neofaschisten Gianfranco Fini, zu verbünden. Auch den zweiten Punischen Krieg verlor Haase. Das vom Abgeordnetenhaus ausgesprochene Mißtrauensvotum brachte Hannibal Haase ins Wanken. Aber er steht noch. Das heißt: Er sitzt.
Wie den Römern fehlt den Grünen noch die Kraft zum Sieg. Also verlegen sie sich geschmeidig auf kleine Attacken, die sie heute, am Tag der offenen Tür des Abgeordnetenhauses, reiten. Wie einst Roms nervöse Gänse gackert der grüne Fraktionschor auf der Agora vor dem Hohen Hause: „Nur der große Herwig/ der Kettensägenderwisch/der singt hier nicht/denn sonst er sich verspricht!“ Der wortgewaltige Wieland schlüpft in die Rolle des Marcius Porcius Cato und schmettert sein zähes „Ceterum censeo“: Im übrigen meine ich, daß der Haase zurücktreten muß! Der wird es nicht tun. Noch nicht. Das Publikum muß ausharren. Wie damals. Ehe die Römer Hannibals Karthago im dritten Punischen Krieg in die Knie zwingen konnten, verstrichen 118 Jahre. Geduld also, Ihr grünen Bundesgenossen. Dann kriegt Ihr Hannibal Haase. Christian Füller
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