Das Portrait
: Der mit dem Westen mithalten kann

■ Eduard Geyer

Auch Eduard Geyer orientiert sich an jenen Regeln, nach denen Menschen miteinander umgehen, seit einem mal der Begriff Zivilisation über die Lippen kam. Manchmal. Dann knipst er sein schönstes Lächeln an. Lange hält er das aber meist nicht durch. Manchmal kann er gar nicht. Donnerstag abend war Energie Cottbus eben mit einem 3:1 über Hannover 96 in die 2. Fußball- Bundesliga aufgestiegen - doch was tat der Trainer? Er teilte den Millionen an den TV-Geräten bloß unwirsch mit, er habe „Kopfweh“.

Kopfweh? In einem solchen Moment? Cottbus, am Rande Brandenburgs, 25 Kilometer vor der polnischen Grenze gelegen, gilt selbst dem Osten als Osten. Dank Geyer ist die 125.000-Einwohner-Stadt in der Lausitz nun nicht bloß mit Profi-Fußball gesegnet, sondern im vereinten Land ein Begriff. Jeder, dem es in den Kram paßt, versucht in diesen Tagen, den Erfolg des Fußballteams für seine Zwecke zu deuten. Die Botschaft soll sein: Wir im Osten können mithalten!

Geyer (52) hat immer gesagt, daß er das kann. Es hat ihm bloß keiner zugehört. In den 70ern durfte er bei Dynamo Dresden neben großen Fußballern wie Kreische und Häfner als rustikaler Verteidiger mithecheln. Und nebenbei als „IM Jahn“ ein bißchen auf die aufpassen. Als Trainer aber war er der beste Mann der DDR – und kam doch bloß in Siofok unter, am Plattensee. 1994 kam er nach Cottbus. Zwei Dinge addieren sich: „Ede“ hat den ungeheuren Siegeswillen des kompensierenden Verteidigers. Und er hat eine große Wut. Weil die Welt ungerecht war – zu ihm. Das hat er auf sein Team übertragen, das seine Gegner in dieser Saison nicht ausgespielt, sondern einfach überrannt hat.

Jeder in Cottbus erkennt des Trainers Verdienste an, aber kaum einer kriegt dabei Wärme in die Stimme. Geyer kann „verstehen, wenn ein Trainer einen Spieler in einer Situation auch mal beleidigt“. Er nennt so etwas Motivation. Wenn der Kopfschmerz nachgelassen hat, versucht Geyer auch schon, sich mit flotten Sätzen als mediale Figur zu etablieren. „Den VfB“, sagt er dann, „packen wir mit links.“ Daß er trotz eben unterzeichneten Vertrags nicht mit Cottbus alt werden will, hat er nie verschwiegen. Bisher hat sich allerdings erst ein Bundesligist für ihn interessiert: Hansa Rostock. pu