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Reichstag, auferstanden aus den Trümmern

■ Der Reichstag ist im Rohbau fertiggestellt. Plenarsaal nimmt Form an. Noch 80 Wochen bis zur Eröffnung. Rita Süssmuth: Bundestag im Frühjahr 1999 in Berlin

Das Trümmerfeld Reichstag hat sich zu einem Rohbau gewandelt. Zwei Jahre nach dem Beginn der Umbauarbeiten, bei denen die Abrißbirne wütete und bis auf die Außenfassade nichts vom Altbau übrigblieb, hat sich der neue Plenarsaal in nacktem Beton herausgeschält. Über dem Sitzungsgeschoß schweben sechs stählerne Zuschauertribünen. Und von der runden Innenkuppel, die sich über dem Plenarsaal erhebt, blickt man in die Räume des Präsidiums sowie in die offene Presselobby. Einzig der in der Presse gefeierte „Baubeginn der Reichstagskuppel“ ist ein Fake.

„Die sichtbare Stahlkonstruktion“, sagte gestern Mark Braun, Projektleiter im Architekturbüro Foster, „bildet nicht die zukünftige Reichstagskuppel.“ Die Stahlträger seien lediglich „ein Provisorium für die Montage der Rampe“, auf der die Besucher einmal zur Aussichtsplattform hinaufsteigen können. Erst im August werde die Hauptkonstruktion für das 26 Meter hohe „Glasei“ in Angriff genommen. Außerdem, so Braun, sei dann vorgesehen, die Dachterrasse zu errichten.

Nach dem „fristgerechten Abschluß der Rohbauarbeiten“, erklärte Wolfgang Rütters, Geschäftsführer der Bundesbaugesellschaft Berlin (BBB), werde nun mit dem Einbau der Haustechnik begonnen. In den verbleibenden 80 Wochen bis zur Fertigstellung des 600 Millionen Mark teuren Reichstags Ende nächsten Jahres müßte jedoch „rund um die Uhr“ geschuftet werden, so Rütters. Den Vorwurf der Beschäftigung illegaler Arbeitnehmer auf der Baustelle ließ der Geschäftsführer nicht gelten. Es habe jedoch eine Anstellung von Arbeitskräften unter dem Lohnniveau der Entsenderichtlinie gegeben.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) begegnete gestern erneuten Zweifeln am geplanten Umzugstermin: „Der Bundestag nimmt hier seine Arbeit im Frühjahr 1999 auf.“ Die Bundestagspräsidentin wies auch Kritik an einer provisorischen Unterbringung der Abgeordneten von sich, falls Gebäude bis zum Umzug nicht fertiggestellt sein sollten. Die Abgeordneten würden nicht in Abrißbauten untergebracht, sondern in Räumlichkeiten, die auch danach dauerhaft genutzt werden sollten. Zum Bundestagsbeschluß, nicht in Provisorien einzuziehen, sagte Süssmuth: „Wir werden den Beschluß notfalls korrigieren.“ Rolf Lautenschläger

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