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Kidnapper gaben auf

■ Zwei Türken entführten Flugzeug aus Sympathie zum Papstattentäter

Köln (dpa) – Ohne Blutvergießen hat die Polizei gestern morgen auf dem Kölner Flughafen die Entführung eines maltesischen Flugzeugs mit 80 Menschen an Bord beendet. Die Kidnapper, zwei junge Türken, gaben nach dreistündigen Verhandlungen mit der Polizei auf. Um 7.40 Uhr kamen sie unbewaffnet und mit erhobenen Händen aus dem Flugzeug. Niemand wurde verletzt. Die Entführer wollten sich mit ihrer kriminellen Aktion für den Papstattentäter Ali Agca einsetzen.

Die beiden 25 und 24 Jahre alten Türken hatten den amerikanischen Piloten der Boeing 737 eine halbe Stunde nach dem Start in Malta gezwungen, nicht wie geplant nach Istanbul, sondern nach Köln/Bonn zu fliegen. Wie die Polizei berichtete, zeigten sie dem Flugkapitän eine „Bombe“, die sich einer von ihnen auf den Bauch geschnallt hatte. Der vermeintliche Sprengstoff entpuppte sich später als Attrappe. Um 04.48 Uhr landete die Maschine in Köln.

Vor laufender Kamera wollten die Luftpiraten nach Angaben der Polizei eine Sympathieerklärung für Agca abgeben. Er hatte 1981 drei Schüsse auf Papst Johannes Paul II. abgegeben und verbüßt in Ancona/Italien eine lebenslange Freiheitsstrafe. „Er würde es niemals akzeptieren, aufgrund einer Intervention von Terroristen“ freizukommen, ließ er über eine Nachrichtenagentur verbreiten.

Bereits auf dem Flug nach Köln hatten die Täter erste Forderungen gestellt. Sie verlangten einen türkischen Dolmetscher, einen Vertreter der UN-Menschenrechtskommission und ein Fernsehteam. Die Polizei ging zunächst auf die Forderung ein und ließ ein TV-Team des WDR in die Nähe des Flugzeugs. Doch noch vor dem Interview gaben die Täter auf.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft drohen den beiden Männern zwischen fünf und 15 Jahre Haft wegen schweren Eingriffs in den Luftverkehr. Gegen einen der beiden Entführer liegt bereits ein früherer deutscher Haftbefehl vor.

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