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Zwölfjährige im Knast

■ Einzelhaft auf der Isle of Man – Bürgerrechtler wollen die UN anrufen

Dublin (taz) – Eine Zwölfjährige sitzt seit einer Woche in einem viktorianischen Gefängnis auf der Isle of Man. Sie habe zwei Sozialarbeiter „mit Fäusten und mit Füßen attackiert“ und versucht, einen Sessel anzuzünden. Dafür steckte sie Richter Malcolm Hartley in den Frauenflügel des Gefängnisses an der Victoria Road in Douglas, der Inselhauptstadt.

Bis zum Prozeß sitzt sie in Einzelhaft. Hartley sagte, es sei ihm nicht leicht gefallen: „Ich habe selbst drei Kinder und viele Enkelkinder.“ Da das Mädchen jedoch nicht versprechen wollte, das Kinderheim nur in Begleitung zu verlassen, habe er keine andere Wahl gehabt. Hartley, der auch der Gefängnisdirektion angehört, versicherte, daß der Frauentrakt hochmodern sei und es dem Mädchen an nichts fehle.

Seit der Erwachsenenknast im vergangenen Jahr per Verwaltungsakt auch zum Jugendgefängnis erklärt wurde, hat die Justiz dort schon fünf Kinder unter 16 Jahren eingesperrt. Der Rechtsanwalt Terence McDonald hat eine dringende Strafrechtsreform für die unter britischer Verwaltung stehende Insel in der Irischen See gefordert. „Es ist barbarisch, Kinder ins Gefängnis zu sperren und sie in Einzelhaft zu stecken“, sagte der Anwalt. Bürgerrechtsgruppen haben angekündigt, den Fall vor den Ausschuß der Vereinten Nationen für die Rechte von Kindern zu bringen.

Für die Polizei von Douglas, die die Haft beantragt hatte, ist es offenbar eine Frage der Moral. Richter Hartley sagte: „Da das Mädchen immer wieder für längere Zeit verschwand und die Heimleitung keine Kontrolle über sie hatte, hält die Polizei sie für moralisch stark gefährdet.“

Inzwischen hat sich auch das irische Außenministerium eingeschaltet. Das Mädchen, das nach Auskunft der Gefängnisverwaltung gestört sei und unter Rückgratverkrümmung leide, stammt aus Dublin. Ihre Eltern sind vor ein paar Jahren auf die Isle of Man gezogen. Ralf Sotscheck

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