piwik no script img

Investoren schielen auf die Staatskasse

■ Bau des Großflughafens Schönefeld könnte das Land eine Milliarde Mark kosten. Privatfirmen wollen staatseigene Flughafen-Holding nur zu 75 Prozent übernehmen

Der Ausbau von Schönefeld zum Großflughafen könnte das Land Berlin eine Milliarde Mark oder mehr kosten. Das geht aus dem Konzept der Projekt-Entwicklungsgesellschaft Flughafen Berlin-Brandenburg (PEG) hervor, die sich um den privatfinanzierten Bau und Betrieb des Airports bewirbt.

PEG-Geschäftsführer Klaus Köllen erklärte bei der Vorstellung seiner Pläne am Dienstag abend, daß sein Konsortium 74,9 Prozent der heute noch staatseigenen Flughafen-Holding übernehmen wolle. Die restlichen 25,1 Prozent sollten bei den Eignern Bund, Brandenburg und Berlin bleiben, womit diese auch einen entsprechenden Anteil der Baukosten zu tragen hätten.

Köllen veranschlagt die Baukosten auf mindestens acht Milliarden Mark. Diese Schätzung beruht jedoch auf Zahlen aus dem Jahr 1994, so daß die tatsächlichen Summen vor der geplanten Inbetriebnahme 2001 deutlich höher ausfallen werden. Entsprechend dem öffentlichen BBF-Anteil von 25 Prozent im Falle der Teilprivatisierung, müßten die drei bisherigen Eigner nach gegenwärtigem Stand etwa zwei Milliarden Mark übernehmen. Hinzu kommen noch die gleichfalls von der öffentlichen Hand zu tragenden Kosten für die Anbindung Schönefelds mit dem öffentlichen Nahverkehr. S-Bahn- und Eisenbahntrassen schlagen mit mindestens 300 Millionen Mark zu Buche.

Damit nicht genug: Die Schulden der BBF in Höhe von 1,2 Milliarden Mark werden die privaten Investoren wohl kaum bezahlen. Auch sie bleiben beim Staat hängen. In der öffentlichen Diskussion legt die PEG immer Wert darauf, daß der privatisierte Airport Schönefeld ohne öffentliche Subventionen auskomme.

PEG-Geschäftsführer Klaus Köllen schränkte jedoch ein: Möglich sei auch, daß einer der staatlichen BBF-Eigner später kein Kapital, wohl aber einige Stimmen im Aufsichtsrat halte. Das Land würde dadurch seinen politischen Einfluß teilweise aufrechterhalten, ohne an den Kosten (und den Gewinnen) beteiligt zu sein. Von den öffentlichen Eignern der BBF war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Unternehmensberatung Barclays sucht im Auftrag der BBF gegenwärtig nach möglichen Investoren für Schönefeld. Im Konsortium PEG haben sich der ehemals bundeseigene Immobilienentwickler IVG, die Dresdner Bank, Cegelec AEG und die US-amerikanische Airport Group zusammengeschlossen. Interesse meldeten vor geraumer Zeit auch Hochtief/Siemens/ABB an. Die Commerzbank scharrt ebenso mit den Füßen. K. König/H. Koch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen