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Zerrissene Tories schreiten zur Wahl

■ Die britischen Konservativen suchen einen neuen Parteiführer. Exminister William Hague hat gute Chancen

Dublin (taz) – Die verheerende Wahlniederlage hat bei den britischen Tories keine heilsame Wirkung gehabt. Die Partei ist so zerrissen wie zuvor. Bei der Wahl zum neuen Parteiführer errang am Dienstag abend keiner der fünf Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit plus 15 Prozent der Stimmen.

Der frühere Schatzkanzler Kenneth Clarke, der dem linken Parteiflügel zugerechnet wird und als europafreundlich gilt, lag mit 49 Stimmen knapp vor dem 36jährigen William Hague, der auf 41 Stimmen kam. Vom rechten Trio mit John Redwood, Peter Lilley und Michael Howard erreichte keiner mehr als 27 Stimmen. Lilley und Howard warfen bereits das Handtuch und forderten ihre Anhänger auf, beim zweiten Wahlgang am nächsten Dienstag Hague zu wählen. Der ist nun klarer Favorit, die erforderliche absolute Mehrheit zu gewinnen. Verfehlt er sie, müssen die beiden Bestplazierten kommenden Mittwoch zur Stichwahl antreten.

Am liebsten hätten die Konservativen bis zum Herbst mit der Wahl gewartet, doch Expremier John Major wollte sich nicht länger demütigen lassen. Wahlberechtigt sind nur die verbliebenen 164 Tory-Unterhausabgeordneten.

Hague, der ehemalige Minister für Wales, ist ein Kompromißkandidat, der die beiden Parteiflügel vereinigen soll. Die Abgeordneten wissen natürlich, daß er nicht der Mann ist, der Labour Paroli bieten könnte. Das nehmen sie in Kauf, um nicht dem anderen Parteiflügel nachzugeben.

„Wenn man zehn Jahre lang dieser Quengelstimme zuhören muß, macht ihn das bei der Wählerschaft nicht gerade populär“, sagte ein Clarke-Anhänger. „Blair wird ihn fertigmachen.“ Das besorgt möglicherweise der rechte Tory-Flügel alleine. „Ich werde nächsten Dienstag für Hague stimmen“, sagte ein Tory-Rechter, „weil man ihn später leichter aus dem Weg räumen kann.“

Ob die Abgeordneten am Dienstag tatsächlich so wählen, wie sie es jetzt ankündigen, ist aber keineswegs sicher. Denn die Tories lügen wie gedruckt. Zahlreiche Abgeordnete, die einem Kandidaten zuvor öffentlich ihre Unterstützung zugesichert hatten, machten ihr Kreuzchen bei der geheimen Wahl dann ganz woanders. Ralf Sotscheck

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