: Geldwäscher Hennemann?
■ Woher stammte das Geld, das der Ex-Vulkan-Boß auf ein Schweizer Konto einzahlen ließ? / Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Geldwäsche
Hat sich der ehemalige Vulkan-Chef Friedrich Hennemann an den rund 850 Millionen Mark Fördergeldern, die für den Aufbau der Ostwerften bestimmt waren, persönlich bereichert? Während Generalstaatsanwalt Hans Janknecht kurz nach der Festnahme Hennemanns vor einem Jahr noch davon ausging, daß Konzernchef Hennemann nicht in seine eigene Tasche gewirtschaftet hat, sind sich die Ermittler inzwischen nicht mehr so sicher. Nach Recherchen der taz ermittelt die Bremer Staatsanwalt- schaft gegen Hennemann nämlich nicht nur wegen des Verdachts der Untreue, sondern auch wegen Geldwäsche.
Vier Tage, nachdem Friedrich Hennemann im Juni des vergan- genen Jahres festgenommen worden war, holte sein persönlicher Referent, Rolf Detlef Michael, rund 235.500 Mark aus einem Bankschließfach und zahlte das Geld auf die Konten seines Chefs ein. Woher das Geld stammt, ist bislang unbekannt.
Die Deutsche Bank und das Bundeskriminalamt wurden stutzig und erstatteten Anzeige wegen Geld- wäsche. Sollte sich der Verdacht bestätigen, droht dem ehemaligen Manager Geldstrafe oder Haft bis zu fünf Jahren.
Doch das ist nicht das einzige Verfahren gegen Hennemann, das sich mit den finanziellen Verhältnissen des ehemaligen Vulkan-Chefs befaßt. Hennemann steht außerdem unter Verdacht, seine Vermögensverhältnisse gegenüber dem Finanzamt verschleiert zu haben. In den Einkommenssteuererklärungen für 1988 bis 1993 soll der Industrieboß seine Einkünfte aus Kapitalvermögen, das er nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in der Schweiz gesammelt hat, lückenhaft angegeben und Steuern hinterzogen haben.
Das Vermögen Friedrich Hennemanns gibt den Ermittlern einige Rätsel auf: Auf der Suche danach, wo die 850 Millionen Mark Ost-Subventionen im zentralen Cash-Management des Vulkan Verbundes versickert sind, stießen die Beamten auf rund sechs Millionen Mark, die Hennemann auf Konten in der Schweiz und in Luxemburg deponiert hatte. Die Abfindung von rund zwei Millionen Mark, die Hennemann für seinen Rausschmiß beim Bremer Vulkan kassiert hat, zählen nicht dazu: Während die sechs Millionen Mark 1994, 1995 und Anfang 1996 gutgeschrieben wurden, ist die Abfindung erst Monate später überwiesen worden.
Außerdem nennt Hennemann 19 Immobilienobjekte sein eigen. „Die sind alle vorfinanziert worden“, winkt Hennemann ab. „Ich habe schließlich beim Vulkan immer gut verdient.“Seine Dienste für den Schiffbaukonzern sind dem Industrieboß mit einem Jahresgehalt von rund 750.000 Mark inklusive Tantiemen vergütet worden. Acht Jahre war Hennemann Chef des Schiffbaukonzerns. „Ich habe die Abfindung gut angelegt, das ist alles“, erklärt Hennemann weiter. „Sonst habe ich kein Geld mehr. Ich gehe im übrigen davon aus, daß alle Verfahren gegen mich eingestellt werden. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.“Hennemann ist übrigens nicht der einzige Vulkan-Manager, der unter Verdacht steht, in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.
Auch sein Vize Günter Smidt soll seine Villa Am Becketal 39 zum Teil auf Kosten des Vulkan gebaut haben. Smidt soll das Anwesen mit Pferdestall, Abreiteplatz, Pferdekoppel, Teehaus, Teich, Brunnen und befestigten Spazierwegen mit Hilfe des Baubüros des Bremer Vulkan angelegt haben. Bei der Durchsuchung der Villa, der involvierten Banken und beteiligten Firmen seien ganze Aktenberge Beweismaterial sichergestellt worden, heißt es aus Justizkreisen. Insgesamt sind rund 40 Ermittlungsver- fahren bei der Bremer Staatsanwalt- schaft in Sachen Vulkan anhängig. Die Ermittler rechnen damit, daß das Verfahren gegen die Vulkan-Vorstände wegen Untreue in den nächsten sechs Monaten abgeschlossen wird. kes
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