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Borttschellers Villa steht leer

■ Darf eine Senatoren-Frau die alleinige „Geschäftsführerin“einer Weinheimer Briefkasten-Firma sein? Schlagzeilen um Immobiliengeschäfte der Nölle-Borttscheller-Gattinnen

In Hamburg steht im feinen Stadtteil Wandsbek seit Monaten in der Fendlerstraße 9 eine große Immobilie leer. Bauherr ist die Firma Nordgrund GmbH, eingetragen im Handelsregister in Weinheim an der Bergstraße. Dort ist zu finden, daß Gesellschafterinnen der Firma die Gattinnen der Bremer Senatoren Ulrich Nölle und Ralf H. Borttscheller (beide CDU) sind, jeweils mit 25 Prozent des Stammkapitals. Alleinige Geschäftsführerin: Edith „Ditha“Borttscheller. In Weinheim hat die Firma aber nur einen Briefkasten – nicht einmal im Telefonbuch ist sie zu finden. Ein kleines Büro, immerhin, hat die Firma in der Kurfürstenallee in Bremen.

Das wäre weiter kein Anlaß für Nachfragen, wenn nicht im März die Ottersberger Baufirma Seeger hätte Konkurs anmelden müssen. Seeger hatte als Generalunternehmer die Hamburger Immobilie gebaut. „Maßgeblich mit herbeigeführt“worden, sagt der Anwalt des Firmeninhabers, sei der Konkurs dadurch, daß die Borttscheller-Firma 20 Prozent der Rechnung nicht bezahlt habe. Das ist unstrittig – und derzeit Gegenstand eines Streits vor dem Landgericht. Kleinere Baumängel hat es gegeben, sowas ist eher normal, versichert der Baufirmen-Inhaber Helmut Seeger – und hat eidesstattlich erklärt, alle Baumängel seien beseitigt worden.

Ein Thema wird die Pleite-Geschichte insbesondere dadurch, daß die Baufirma im guten Glauben, der eigentliche Bauherr sei der Mann der Geschäftsführerin, Senator Borttscheller, gearbeitet und gewirtschaftet hat. Der Senator hielt nicht nur die Richtfest-Rede, er war auch immer Ansprechpartner, wenn es Probleme gab, er nahm auch an Bauleiter-Besprechungen auf der Baustelle teil.

Seine Frau Edith machte 1995 derweil sogar den 4. Platz beim Golfen in der Damen-Auswahl, sie ist im „Abteilungsvorstand“des Club zur Vahr für die Jugendbetreuung zuständig. Sie spielt gut Tennis, weiß man sich in Bremens besseren Kreisen zu erzählen. Die Vorstellung, daß sie regelmäßig morgens ins Büro geht, provoziert eher ein Kopfschütteln.

Der Weser Kurier spricht von „Strohfrau“und veröffentlichte am vergangenen Samstag den Ausriß eines Briefes, in dem der Architekt ausdrücklich „Herrn Borttscheller“als Bauherrn tituliert. Strohfrau für Senator Borttscheller? Der Brief, der diesen Eindruck nahelegen soll, kann aber auch anders interpretiert werden: Der Architekt, der hier „Herrn Borttscheller“als Bauherrn bezeichnet, heißt Roland Zimmermann. Und an der Nordgrund beteiligt ist die „Zimmermann-Beteiligungsgesellschaft“mit 25 Prozent. Der Architekt hätte es also besser wissen müssen – er benutzt offenbar den guten Namen des Senators, um gegenüber der Baufirma aus Ottersberg Eindruck zu schinden.

Bleibt eine Frage: Warum verschweigt der Anwalt der Nordgrund-GmbH, der am Samstag ausführlich den juristischen Streit mit der Baufirma schilderte, in seiner Aufzählung der Gesellschafterinnen die Zimmermann-Beteili-gungsgesellschaft? K.W.

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