: „Der Sauter hat sehr viel im Kopf“
■ Bei den siebten internationalen Trompetentagen werden über 200 Instrumentalisten in Bremen erwartet
Der Präsident von Werder Bremen, Franz Böhmert, hat schon viel zu tun mit seinem Doppelberuf des Arztes und seinem Engagement für den Sport. Seit zwei Jahren ist auch noch die Trompetenkunst hinzugekommen, die er seitens der Trompetenakademie Werder (kurz TAW) GmbH stützt: „Aber was Trompeter einsetzen, das konnte ich mir noch nicht einmal vorstellen“. Da müssen wir froh sein, daß der vielbeschäftigte Solotrompeter des Philharmonischen Staatsorchesters, Otto Sauter, der schon um fünf Uhr morgens auf seinem Instrument übt, gestern bei der Pressekonferenz zu den siebten Internationalen Trompetentagen selbst anwesend war.
Die Trompetenakademie und die Trompetentage, zu denen Konzerte und Meisterkurse gehören und die nach Sauter „außerhalb Bremens jeder kennt“, haben sich etabliert in den Jahren. Und aus den Veränderungen in der Stadt hat Sauter auch sofort Kapital und Funken geschlagen: so zum Beispiel in einer „wunderbaren Symbiose“(Sauter) mit Blechbläserfan Andreas Schulz von der Glocke. Die Kurse der diesjährigen Akademie vom 17. bis zum 22. Juni werden in den Räumlichkeiten der Glocke stattfinden – statt wie bisher im Lichthaus. Und mit dem Philharmonischen Staatsorchester und dem Bremer Domchor wird es eine Kooperation im Rahmen der neugegründeten Klassikinitiative geben: die Aufführung von Carl Orffs „Carmina burana“unter der Leitung von Günter Neuhold.
Keine Frage, Otto Sauter, der „viel im Kopf hat“, wie er sagte, will expandieren. Es geht ihm einmal um ein Ausbildungsangebot, das dem Beruf des Bläsers wirklich Rechnung trägt. „Sieben Monate im Jahr eine Wochenstunde“, so wie es an normalen Musikhochschulen üblich ist, „ist ein Unding“. „Und wir müssen herunter von dem Massenangebot, durch Spezialisierungen ein höheres Niveau erreichen“. Die Internationalen Trompetentage hat er dieses Jahr erweitert um die Instrumente Tuba, Posaune und Horn sowie um einen Wettbewerb, dessen PreisträgerInnen eine CD einspielen dürfen und ein Konzertengagement auf einer Kreuzfahrt der MS Europa – jetzt kann jeder den richtigen Sponsor raten – bekommen.
Zum ersten Mal wird es auch eine begleitende Ausstellung geben, auf der zehn Instrumentenbauer in den Räumen der Glocke die neuesten Entwicklungen ihrer Instrumente vorstellen werden, außerdem gibt es Noten und CDs. Und ein Highlight neben den Konzerten wird sicher der offene Besuchertag am 20. Juni sein, wenn in der Glocke (um 11 Uhr) die Werder Bremen Big Band unter ihrem neuen Leiter Bob Lanese aufspielt und die Dozenten der Akademie sich mit Kurzauftritten vorstellen. Außerdem steht die Gründung einer „Werder Bremen Musikschule“bevor, an der die klassischen Jazz-Instrumente der Big Band unterrichtet werden sollen. „Ich will, daß Bremen in Sachen Blechbläser denselben Platz hat, den Werder Bremen ....äh, haben müßte“, sprach Sauter, und Böhmert schaute auffällig weg.
Illuster sind die Namen der Dozenten wie Allen Vizzutti, Bo Nilsson, Pierre Thibaud, Matthias Höfs, Bob Lanese und Bernard Soustrot für Trompete, Erich Penzel für Horn, Michael Becquet und Alain Trudel („ein neuer Stern“, so Otto Sauter) für Posaune, Roger Bobo für Tuba und Philipp Jones für Ensemble. Nach zwei Konzerten für Trompete (Bernard Soustrot) und Orgel (Ansgar Nanninga) am 17. Juni in der Christus-Kirche in Syke und am 18. Juni in Unser Lieben Frauen wird es eine „Birthday-Gala“geben: Der legendäre Altmeister der Trompete, Maynard Ferguson, tritt mit „70th Birthday and 50 Years in Jazz“am 19. Juni in der Glocke auf.
Am 20. Juni werden im Kleinen Saal Allen Vizzutti, Alain Trudel und Roger Bobo unter dem Titel „Brass Solo“immer höher und immer schneller, wie man's von ihnen gewohnt ist, um die Wette glänzen. Am 21. Juni wiederum im großen Saal findet die Aufführung von „Carmina burana“statt. Dieses Konzert wird eingeleitet von der Uraufführung eines Konzertes für Trompete, Horn, Posaune und Orchester von Anthony Plog. Und last not least gibt's das Preisträgerkonzert am 22. Juni im kleinen Saal der Glocke. Zudem haben ZuhörerInnen die Möglichkeit, auf Anfrage an den internen Vorträgen über Methodik, Technik, Musikgeschichte sowie am mentalen Training teilzunehmen. Die Trompetentage kalkulieren mit einem Etat von 450.000 Mark, der sich zur Hälfte aus Sponsoren- und öffentlichen Geldern sowie zur anderen Hälfte aus Kursgebühren und Eintrittsgeldern zusammensetzen soll. Ute Schalz-Laurenze
Internationale Trompetentage vom 17. bis 22. Juni
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